Titanic – Die Ausstellung

Echte Funde – Wahre Schicksale

vom 21. Dezember 2014 – 28. Juni 2015 in Speyer

 

Einige der Exponate in Speyer

 

Patentlog:

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Mit dem Patentlog der Firma Walker bestimmten die Offiziere die zurückgelegte Entfernung sowie die Reisegeschwindigkeit. Am hinteren Ende des Geräts war ein Seil von mehreren hundert Metern Länge angebracht, an dem ein kleiner Propeller hing. Der Propeller wurde hinter dem Schiff durch das Wasser gezogen und über ein Zählwerk am Heck des Schiffes konnte die zurückgelegte Strecke und damit die Geschwindigkeit berechnet werden.

Bürsten

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Unten den geborgenen Artefakten befinden sich einige Bürsten in den verschiedensten Ausführungen und Größen. Der Grund liegt nicht in etwa darin, dass die Passagiere die Überfahrt mit Schuhe putzen genutzt haben. Die vielen Auswanderer an Bord hatten alles dabei, was ihnen den Start in ihrer neuen Heimat erleichtern sollte und dazu gehörten eben auch diverse Bürsten zur Reinigung von Kleidung und Schuhen.

Maschinentelegraph

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Dieser Maschinentelegraf wurde während einer der ersten Bergungsexpeditionen im Jahr 1987 aus fast 4km Tiefe geborgen. Mit ihm wurde die Befehle der Brücke bezüglich Geschwindigkeit und Fahrtrichtung des Schiffes an den Maschinenraum „telegrafiert“ – also weitergegeben.
Mit dem berühmten „Rasselgeräusch“ wurden zwei Hebel in die gewünschte Position bewegt und ein kleiner Pfeil der gekoppelten Gegenapparatur im Maschinenraum sprang dann auf das auf der Brücke ausgewählte Anzeigenfeld. Von diesen Telegrafen gab es eine ganze Reihe auf der Kapitäns- und Navigationsbrücke sowie der Behelfsbrücke auf dem Heck.

Maschinentelegraph/Eisberg

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In der Ausstellung kann der Besucher mithilfe eines echten Eisberges nachempfinden, wie kalt es in jener Nacht war.

Fernglas

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Durch das Abkommandieren eines Offiziers der Titanic kurz vor der Abfahrt in Southampton verließ auch der Schlüssel für den Schrank, in dem die Ferngläser für den Ausguck eingeschlossen waren, das Schiff. Das bedeutete, dass die Männer im Ausguck hoch oben im Krähennest am vorderen Mast der Titanic mit ihren bloßen Augen Ausschau halten mussten. Jedoch hätte die Kollision des Schiffes mit dem Eisberg wohl auch mit Ferngläser nicht verhindert werden können, da die Männer in der Regel mit den bloßen Augen den Horizont nach etwas Gefährlichem absuchten und die Ferngläser erst dann benutzten, wenn sie etwas ausgemacht hatten.

Fliesen/Nachttopf

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Die nordirische Bauwerft der Titanic und ihre Besitzer legte großen Wert auf Qualität und wurden auch von vielen ausländischen Firmen beliefert.
So stammten die meisten Fliesen an Bord aus dem deutschen Mettlach von der bis heute bekannten Firma Villeroy und Boch. Diese Fliesen in Mosaikoptik waren in der Dritten Klasse zu finden.
Selbst in der ersten Klasse an Bord der Titanic gehörten Badezimmer in den Kabinen keineswegs zum Standard. Aus diesem Grund waren die meisten Kabinen mit Nachttöpfen wie diesen bestückt.

Waschbecken/Tank

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Einer der luxuriösen Ausstattungsmerkmale der Titanic war es, dass es in fast jeder Kabine fließend Wasser gab. Dieses Artefakt zeigt, wie das Ganze in der Regel funktionierte: Hinten den Waschbecken war ein großer Tank in einem Schränkchen versteckt, der vom Kabinensteward aufgefüllt werden musste. Drehte der Passagier nun den Hahn auf, lief das Wasser aus diesem Tank in das Waschbecken. War das Wasser schmutzig, konnte das Becken nach hinten weggeklappt werden und der Inhalt konnte abfließen.

Mastlicht

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Diese Lampe diente am vorderen Mast der Titanic als Positionslicht.

Spiegel/Bürste

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Die feinen Damen an Bord der Titanic reisten in der Regel mit einer großen Menge an Gepäck. Das mehrfache Umkleiden am Tag gehörte zum Alltag. Meist benötigten die Damen Hilfe beim Ankleiden, vor allem dem Schnüren der Korsage. Die langen Haare waren für das elegante Dinner am Abend in aller Regel zu komplizierten Hochfrisuren zusammengesteckt, sodass die Haare zur Nacht ausgiebig gekämmt werden mussten.
Welches Spiegelbild der kleine Handspiegel wohl zuletzt zeigte? Dieses Artefakt inspirierte den Hollywood-Regisseur James Cameron dazu, seinen Blockbuster mit einer Rückblende aus der Erinnerung einer älteren Dame, der alten Rose, zu beginnen.

Tresor

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An Bord der Titanic gab es eine Vielzahl an Tresoren. Nicht nur der Zahlmeister an Bord der Titanic hatte solch einen sicheren Safe um die wertvollsten Stücke der Passagiere sicher unter Verschluss halten zu können. Auch eine Reihe von Passagieren reisten mit einem eigenen Tresor auf der Titanic.
Vor der Ausgabestelle des Zahlmeisters soll es laut Aussagen von Überlenden während des Sinkens der Titanic zu einer Schlange gekommen sein, da einige Passagiere ihre abgegebenen Schmuckstücke mit vom untergehenden Schiff nehmen wollten.

Teller der 2. Klasse

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An Bord der Titanic gab es getrennt nach den Reiseklassen auch separate Speisesäle. Eine Besonderheit: auch in der Dritten Klasse wurden die Passagiere am Tisch bedient und es gab mehrere Gänge. Diese beiden Teller stammen aus dem Speisesaal der Zweiten Klasse und erinnern an unser heute noch gängiges Zwiebelmuster. Der Standard und Service der Zweiten Klasse an Bord der Titanic war durchaus vergleichbar mit der Ersten Klasse an Bord von anderen Schiffen ihrer Zeit – und wurde auch so beworben. Nach heutiger Definition würde man die Zweite Klasse wohl „Business Class“ nennen, da vornehmlich Geschäftsleute und der gehobene Mittelstand einer Ticket dieser Kategorie besaßen.

Tasse und Teller 3. Klasse

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Fast 500 Passagiere fanden im Speisesaal der Dritten Klasse gleichzeitig Platz. Eine Besonderheit: auch in der Dritten Klasse wurden die Passagiere am Tisch bedient und es gab mehrere Gänge. Das Geschirr für die Auswanderer war besonders robust und ist bis heute gut erhalten. Das rote Logo der White Star Line diente nicht nur als Werbung, sondern bewirkte nebenbei, dass die Passagiere große Skrupel hatten, den einen oder anderen Teller mitgehen zu lassen.

Geldschein

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Durch aufwändige Verfahren konnten sogar Gegenständen aus Papier wie dieser Geldschein vom Wrack der Titanic geborgen und konserviert werden. Die aggressiven Mikroorganismen in fast vier Kilometern Tiefe konnten diese US-Dollar-Note nicht zersetzen, weil er sich in einem ledernen Portemonnaie befand. In den Gerbmitteln von Leder scheinen Stoffe enthalten zu sein, die von den Kleinstlebewesen nicht verdaut werden können.
Viele wohlhabende Passagiere der Titanic führten großen Summen Bargeld mit sich. So wurde John Jacob Astors Leichnam später auch aufgrund seiner hohen Bargeldbestände indentifiziert.

Parfümflakons

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Diese Flakons gehörten dem Parfumeur Adolphe Saafeld aus Manchester. Im Alter von 47 Jahren betrat er die Titanic als ein Passagier der Ersten Klasse. Er trug eine Lederumhängetasche mit sich, die mit einigen seiner neusten Parfüm-Proben gefüllt war.
Zur Zeit der Titanic boomte der amerikanische Parfüm-Markt und Saafeld plante vermutlich, seine Düfte an Warenhäuser in New York und anderen Großstädten zu verkaufen.
Adolphe Saafeld überlebte den Untergang, ließ seine Parfüme aber zurück. Von 65 Fläschchen in seinem Gepäck wurden 62 vom Meeresboden zusammen mit dem in der Schweiz hergestellten Lederetui geborgen, in dem sie transportiert wurden.

Texte: Malte Fiebing-Petersen 2014