Alfred Nourney alias Baron Alfred von Drachstedt – Passagier in der 1. Klasse

Alfred Nourney kam aus Köln und wurde am 26.02.1892 geboren. Damit war er 20 Jahre alt, als er am Mittwoch, den 10. April 1912 in Cherbourg (Frankreich) an Bord der Titanic ging. Eigentlich hatte ein Ticket für die Zweite Klasse, nach einem Gang zum Zahlmeister an Bord Titanic und der Zahlung eines Zuschlags, der drei Mal höher war als das Ticket, das er bereits besaß, konnte er jedoch wie gewünscht in die Erste Klasse „upgraden“ und bewohnte die Kabine D 38.
Herr Nourney reiste unter dem Pseudonym „Baron Alfred von Drachstedt“. Er hatte sehr viel Geld für seine Kleidung, Schmuckstücke, Laufstöcke und einen Füller ausgegeben. Während der Reise verschickte er neben Postkarten auch zwei Telegramme von der Titanic.

Nourney

Alfred Nourney (Sammlung Günter Bäbler)

Er genoss die Reise sehr, was der Text der Postkarte, die er seiner Mutter aus Queenstown (Irland), dem letzten Hafen, den die Titanic anlief, schrieb, zeigt:

Liebe Mutter
Ich bin so glücklich auf meiner ersten Klasse!
Ich kenne schon sehr nette Leute! Einen Brillantenkönig!
Mister Astor einer der reichsten Amerikaner ist an Bord!
Tausend Küsse
Alfred

Während der Reise schickte der zwei Telegramme von der Titanic. Das erste am 13. April 1912 um 12:20 an seine Mutter: „Drahtlosen Gruß.” Das zweite an seine Freundin Jarkonska Rothgerberbach aus Köln: „Drahtlosen Kuss in liebe Alfred.“

In der Nacht des Untergangs der Titanic spielte er Karten mit den Herren William B. Greenfield und Henry Blank im Rauchsaloon der ersten Klasse. Nach dem Zusammenstoß mit dem Eisberg stoppten sie kurz das Spiel, nahmen es aber anschließend wieder auf. Trotzdem waren sei eine der ersten, die problemlos ein Rettungsboot bestiegen. Das Rettungsboot Nummer 7 wurde am 15. April 1912 um 0:45 Uhr zu Wasser gelassen.
Das Boot wurde um 5:10 Uhr von der Carpathia aufgenommen. Nourney benahm sich an Bord nicht sehr höflich. Nach dem Essen ging er in den Rauchsalon und machte es sich mit einigen Decken, die für andere Überlebende gedacht waren, gemütlich. Als einige junge Damen dies entdeckten, zogen sie ihm die Decken unter ihm weg, was zur Folge hatte, dass er sich auf den Boden rollte.

Am selben Tag versuchte er vergeblich folgendes Telegramm von Bord der Carpathia an seine Mutter nach Köln abzuschicken:

Titanic gesunken! Gerettet an Bord
von Carpathia. Cunard Line. Vollständig
mittel und kleiderlos. Alfred.

AlfredNorney_telegramm

Sammlung Günter Bäbler

Sein gesamtes Geld, 750 Deutsche Mark, war mit der Titanic untergegangen. So versuchte er, sobald er am 18. April 1912 in New York an Land ging, zurück nach Europa zu reisen.
In den 1960’er Jahren wurde Nourney vom Süddeutschen Rundfunk interviewt. Er verglich dabei das Geschrei der nach dem Untergang im Wasser treibenden Menschen mit Sirenengeheule.

Er starb am Mittwoch, den 15. November 1972.