The Titanic Disaster

A Medical Dossier

Autor: George Behe
Verlag: Lulu Press August 2022
gebunden, mit Schutzumschlag, 205 Seiten, ohne Abbildungen
Preis: 20,00 €

George Behe bürgt immer für Qualität- so auch hier!  Ein medizinisches Dossier über das Titanic-Desaster hat es noch nie gegeben.

Da gehörte eine unendliche Menge an detaillierter Recherche aller möglichen Quellen über die Krankheiten und Verletzungen von Passagieren und Crew dazu, um so eine umfangreiche Zusammenstellung möglich zu machen. Behes Quellen  waren überwiegend US-amerikanische und einige englische Zeitungsartikel von April/Mai 1912. Aber auch Rechercheergebnisse anderer Titanic-Historiker wie Don Lynch, Mike Poirier, Dr. Paul Lee, Phil Gowan, den US- und britischen Untersuchungen u. a. bringt Behe in sein medizinisches Dossier ein – mit sehr viel, z. T. langen Original-Zitaten.

George Behe, bekannter US-Historiker (und übrigens auch unser Vereinsmitglied) und Autor von insgesamt 13 Büchern zur Titanic und Schiffen in deren Umfeld ist mindestens seit den Vorarbeiten zu seinem 1. Buch „Psychic Forewarnings of a Tragedy“, herausgegeben 1988, ist nicht mehr aus der Reihe der langjährigen, namhaften Titanic-Autoren wegzudenken.

Sein medizinisches Dossier ist sehr gründlich strukturiert. Nach Anmerkungen und Einleitungen differenziert George Behe in 10 Kapiteln die Krankheiten und Verletzungen von Titanic-Passagieren und Crewmitgliedern. Grundsätzlich unterscheidet er 3 Gruppen von Krankheiten und Verletzungen: vor der Jungfernfahrt der Titanic, während der Fahrt und danach bei den Rettungsbooten und anschließend an Land.

Die beiden ersten Kapitel behandeln Gesundheitsprobleme vor 1912 vor der Abreise und kurz vor der Abfahrt. Erwähnt werden Passagiere aller Klassen und etliche Crewmitglieder. Am häufigsten werden in dem Kapitel 3: Krankheiten während der Jungfernfahrt in den ersten Tagen Seekrankheit (in 17 bekannten Fällen) genannt, außerdem Erkältung und Husten sowie Kopfschmerzen. Alle genannten Krankheitsfälle werden persönlich benannt und mit Zitaten und Quellenangaben verifiziert.

Bei den Verletzungen während der Fahrt wird der Armbruch bzw. der Bruch des Ellenbogens von Reneé Harris, der geklemmte Finger von Hanna Touma und der verstauchte Knöchel von Ella White genannt. Da in den folgenden Kapiteln 5, 6 und 7 die Verletzungen vieler Passagiere und Crewmitglieder aufgeführt werden – so ca. 4-6 pro Doppelseite – können nicht alle namentlich und mit der Art der Verletzung erwähnt werden.

Überhaupt ist die Trennung zwischen den Kapiteln 5 (Verletzungen während der Evakuierung), Kapitel 6 (während des Sinkens) und Kapitel 7 (während des Untergangs/Endes) nicht immer ganz eindeutig. Es gab mehrere Beinbrüche, Armbrüche, Fußbrüche. Rippenbrüche, Erfrierungen der Füße, Beine, Hände, aber auch Prellungen, Verletzungen an Knöcheln, Rücken, Kopf, Händen. George Behe beschreibt alle Verletzungen, die er in Quellen fand.

Groß ist Zahl der Gesundheitsprobleme der Überlebenden danach. Aufgeführt sind in Behes Dossier 140 bekannte Fälle, die irgendwo schriftlich erfasst wurden. Sehr viele hatten eine Erkältung, Bronchitis, Asthma, Rippenfellentzündung, Mandelentzündung, Trommelfellprobleme … Aber sehr viele erlitten einen Schock und hatten Erschöpfungszustände, Nervenzusammenbrüche, Alpträume … Viele waren für lange Zeit traumatisiert.

Danach widmet sich George Behe noch dem Phänomen der grauen oder weißen Haare und unterscheidet allmähliche, plötzliche teilweise und plötzliche ausschließlich weiße Haare. Ob Passagiere in ihren Kabinen starben, lässt sich nicht ergründen. Sie wären Ansatz für weitere Untersuchungen.

Insgesamt eine sehr fleißige Sisyphusarbeit von George Behe, die nicht gänzlich beendet werden kann, die aber durch ihre Gründlichkeit besticht.

GS, Navigator Nr. 100