Titanic. Why she collided, why she sank, why she should never have sailed

Autor: Senan Molony
Verlag: Mervier PR, März 2019
Umfang: 320 Seiten, Taschenbuch
ISBN: 978-1781176375
Preis: 19,88 €

Das 320 Seiten starke Buch, dessen Untertitel auf Deutsch so viel bedeutet wie „Wieso sie kollidierte, wieso sie sank und wieso sie niemals in See stechen sollte“, ist das neueste Werk des irischen Autors Senan Molony, der für seine mitunter aufsehenerregenden Thesen bereits einen gewissen Bekanntheitstatus erlangt hat. Zu erwähnen sei hier seine These, dass ein Feuer in einem Kohlenbunker den Untergang der Titanic herbeigeführt haben soll. Dem aufmerksamen Navigator-Leser ist bekannt, was ich von dieser These halte und weiß, dass ich mich damit ausführlich in einem Artikel beschäftigt habe. (Siehe Navigator Nr. 77, Seite 5ff.) Diese These sorgte zugebenermaßen dafür, dass ich Molonys neuestem Buch – auch wegen des relativ reißerischen Untertitels – relativ skeptisch gegenüberstand.

Das in englischer Sprache verfasste Buch ist 23,5 cm x 15,5 cm groß, beinhaltet 39 Kapitel, 16 Seiten mit s/w Bildern und einen Epilog von 60 Seiten. Ganz nach der Art von Molony werden in seinem neuen Werk Thesen aufgestellt, die letztendlich in Summe die wahren Gründe für die Katastrophe aufzeigen sollen. Seine Thesen sind aber nicht einfach aus der Luft gegriffen. Der Autor versucht seine Behauptungen stets logisch und mit Quellen, wie Zeugenaussagen zu argumentieren und gibt immer wieder Möglichkeiten, Informationen verschieden auszulegen. Als Beispiel sei hier die Tatsache genannt, dass die Titanic Belfast unter Zeitdruck verlassen hatte und man in Southampton noch Arbeiten am neuen Schiff, wie etwa der letzte Anstrich an den Schornsteinen, durchgeführt werden mussten. Der Autor nennt in diesem Bezug Quellen, die behaupten, dass die Titanic auch am Beginn ihrer Jungfernfahrt noch nicht fertiggestellt war und sogar die Arbeiten an ihrem Sicherheitssystem noch nicht vollständig abgeschlossen gewesen sein sollen. Der Autor geht unter anderem auch detailliert auf den Kohlestreik ein und schildert die Gründe der Kohlearbeiter für den Streik. Des Weiteren zeigt er, wie sich der Streik auf die Jungfernfahrt der Titanic auswirkte. Der Spielraum für Interpretationen ist jedoch durchwegs groß, weshalb es oftmals zu einer Ansichtssache wird, eine Quelle als Beweis für eine Behauptung anzuerkennen oder nicht. Dies sollte sich der aufmerksame Leser immer im Hinterkopf behalten und das eigene Urteilsvermögen aktiv heranziehen. Jedoch sollte der Interpretationsspielraum für den Leser nicht abschreckend wirken. Ganz im Gegenteil zeigt Molony in seinem Werk die Grenzen der eigenen Wahrnehmung auf und regt den Leser dazu an, über den Tellerrand des „festgefahrenen Titanic-Wissens“ zu blicken sowie allgemein bekannte Informationen und Aussagen kritisch zu hinterfragen. Aus diesem Grund spielt es gar keine Rolle, ob der Leser Molonys Thesen zustimmen mag oder nicht – er kann sich einfach selbst eine Meinung bilden!

IK (Navigator Nr. 88)