The Ice Punch

Autor: Brian Duncan
Verlag: Eigenpublikation 2020
Softbound, 96 Seiten, 22 Schwarz-Weiß-Abbildungen
ISBN: 979-8673611845
Pries: 19,56 $/ amazon.de ca. 17€

Hier haben wir ein Titanic-Buch der anderen Art vor uns. Es ist das Erstlingswerk von Brian Duncan aus Wales, der sich dem Thema der beiden walisischen Boxer an Bord der Titanic widmete. Von den beiden Boxern David John („Dai“) Bowen und Leslie Williams aus dem Rhondda-Tal in Wales wusste ich bisher nur ihre Namen, dass sie Boxer aus Wales und 3. Klasse-Passagiere auf dem Weg nach Amerika waren und leider den Titanic-Untergang nicht überlebt hatten.

In seiner kurzen Biografie über die beiden jungen Boxer aus Wales beschreibt der Autor Brian Duncan ihr kurzes Leben und die Umstände, die dazu führten, dass sie beide für ein Jahr nach Pittsburgh, Pennsylvania, zu Box-Veranstaltungen eingeladen wurden. Der ca. 24-jährige Leslie Williams (Duncan schreibt 22-jährig) aus Tonypandy war gelernter Schmied, verheiratet und hatte einen einjährigen Sohn, als er an Bord der Titanic ging. David „Dai“ Bowen aus Treherbert war erst 20 Jahre alt und Bergmann.

Beider gemeinsames Hobby war das Boxen, das gerade in Großbritannien populär wurde. Brian Duncan erforscht die Geschichte ihrer Karriere, die sie bereits in jungen Jahren machten. Dabei beschreibt er auch die Boxkämpfe der beiden jungen Boxer, wo es auch um Preisgelder ging. Leslie Williams (Bantamgewicht) und der etwa drei Jahre jüngere „Dai“ Bowen (Leichtgewicht) entwickelten sich gut und wurden immer bekannter. Ihre Wettbewerbe und Boxkämpfe wurden zu Zuschauermagneten. Ein örtlicher Mäzen, Charles Barnett, empfahl beide Boxer einem Sport-Promoter in Pittsburg, der junge, talentierte Boxer suchte, die er fördern und managen wollte.

Der Autor recherchierte, dass die beiden Boxer ursprünglich mit der Lusitania (Encyclopedia Titanica meint: Baltic) reisen wollten. Aber da die maßgeschneiderten Anzüge für Amerika noch nicht fertig waren, buchte Barnett um auf die neue Titanic. Leider konnten sie nicht in der Sporthalle der Titanic trainieren, da sie für die 1. Klasse war, zeitweise durften 2. Klasse-Passagiere sie benutzen. „Dai“ Bowen schrieb seiner Mutter von unterwegs – zwischen Cherbourg und Queenstown – einen langen Brief, in dem er von dem „lovely boat“ Titanic sehr schwärmte.

Wie die Zeitungen in Europa und USA berichteten, hatten beide junge Boxer die Tragödie der Titanic nicht überlebt. Der Leichnam von Leslie Williams konnte als Nr. 14 von der Mackay-Bennett geborgen werden, wurde aber auf See bestattet. „Dai“ Bowens Leichnam konnte nicht gefunden werden.

Wie Autor Duncan schreibt, ehrten die Bürger von Rhondda rührend ihre Boxer. Es wurden Gottesdienste und andere Charity-Veranstaltungen zugunsten der beiden Familien durchgeführt. Die gesamten Einnahmen aus den Wohltätigkeitsveranstaltungen wurde mithilfe eines gegründeten Fonds den beiden Familien übergeben.

Brian Duncan führt zum Schluss mit viel Anteilnahme und Sorgfalt all die Namen der Teilnehmer und Spender sowie alle Zeitungen (60!) auf, in denen er recherchiert hatte.

Insgesamt empfehlenswerte Lektüre, da sie wirklich eine Lücke aus dem Kreis der Passagiere füllt.

GS, Navigator Nr. 93