Titanic

The Last Night of a Small Town

 

Autor: John Welshman
Verlag: Oxford University Press, 2012
Umfang: 324 Seiten
gebunden, mit Schutzumschlag, 20 Schwarz-Weiß-Fotografien im Mittelteil
ISBN: 978- 019959557-0
Preis: £ 25

Vom Autor John Welshman, der aus Nordirland stammt und an den Universitäten Leicester, Oxford und York tätig war, hatte ich mir einiges versprochen. Außerdem reizte mich der Untertitel „The Last Night of a Small Town“, der Untertitel, den auch schon Walter Lord genannt hatte.

In 10 Kapiteln rollt Welshman in seinem 2012 erschienenen Buch die Geschichte der Titanic auf von ihrer Entstehung in Belfast über den Beginn der Jungfernfahrt in Southampton, die Passagen nach Cherbourg und Queenstown bis hin zu der tragischen Kollision mit einem Eisberg und der Rettung durch die Carpathia und deren Ankunft in New York  in jeweils fortlaufenden eigenen Kapiteln.

In diesen zeitlichen Rahmen stellt er 12 Personen in den Mittelpunkt des Geschehens, wobei zahlreiche andere Passagiere, Offiziere und Crewmitglieder mit integriert werden. Welshman beabsichtigt, so die Gesellschaftsschichten an Bord der Titanic darzustellen.

Dabei wählte er Personen aus allen drei Klassen und verschiedenen Berufsgruppen aus: den Historiker Archibald Gracie der 1. Klasse, ebenso die begleitende Erzieherin Elizabeth Shute(s). Die 2. Klasse ist vertreten durch die heranwachsende Edith Brown (verheiratete Haisman) und die 7-jährige Eva Hart. Aus der 3. Klasse wählte Welshman den 9-jährigen Frank Goldsmith, Elin Hakkarainen und die Familie Touma aus dem Libanon.

Sehr häufig werden Violet Jessop, die Stewardess, der 2. Funker Harold Bride und der Lehrer Lawrence Beesley als zentrale Personen mit ihren Memoiren dargestellt. Der 2. Offizier Lightoller hat ebenso eine zentrale Stellung inne wie auch der Kapitän der Carpathia, Arthur Rostron. Um die Dramatik des Geschehens noch zu steigern, verwebt der Autor sehr viele andere Personen mit den Hauptakteuren, was aber mitunter etwas überfrachtet wirkt.

Dies Verweben von unzähligen Einzelpersonen in die 10 Kapitel über die tragische Jungfernfahrt der Titanic wirkt neben den wiederkehrenden 12 Hauptpersonen etwas anstrengend und ermüdend. Sehr vieles zu den Aussagen von Beesley und Gracie ist hinlänglich bekannt, ebenso zu Lightoller, Violet Jessop, Harold Bride, Edith Brown (spätere Haisman), Eva Hart und auch zu Arthur Rostron.

Etwas weniger bekannt sind die Memoiren von Elizabeth Shute(s), Elin Hakkarainen, Frank Goldsmith und Hanna Touma. Die meisten der dargestellten Personen haben ihre Erlebnisse selbst niedergeschrieben; bei einigen anderen haben Nachfahren Bücher über sie geschrieben, weshalb auch einige Darstellungen zu Überlebenden „imaginative construction“ (ein vorgestelltes Konstrukt) sind.

Ich kann dieses Buch nicht empfehlen. Wie der Autor John Welshman selbst zum Abschluss schreibt, ist eigentlich Walter Lords 1955 erschienenes Buch „A Night to Remember“ immer noch unübertroffen gut.

GS, Der Navigator Nr. 86