Titanic bei Nacht

von Wolfgang Skudlarek

Bild 23

Bereits in meinem ersten Beitrag „Aus der Schiffszimmerei“, in dem ich das Revell-Modell der Titanic im Maßstab 1/570 vorgestellt habe, verwies ich auf die prinzipielle Möglichkeit, wie man durch Umbaumaßnahmen ein Schiffsmodell von innen beleuchten kann. Umgesetzt hatte ich mal so einen Umbau vor etlichen Jahren mit einfachsten Mitteln  an dem Revell-Modell der United States. Dieses Modell bot sich an, da es relativ einfach strukturiert, stabil und bereits ein Wasserlinienmodell war. Ganz losgelassen hatte mich die Idee nie, einen solchen Beleuchtungsumbau noch einmal anzugehen. Dieses Mal sollte es aber ein wenig professioneller sein.

Zunächst müssen wir ein passendes Titanic-Modell aussuchen, und da gibt es von verschiedenen Herstellern eine ganze Menge. Ich habe euch mal die verschiedenen Maßstäbe der auf dem Markt erhältlichen, wichtigsten Titanic-Modelle zusammengestellt:

Maßstab

Länge des Modells in cm

Hersteller

1/1200

22,50

Revell

1/700

38,57

Airfix

1/600

45,00

Academy/Minicraft

1/570

47,37

Revell

1/400

67,50

Academy/Minicraft

1/400

67,50

Revell

1/350

77,14

Academy/Minicraft

1/250

108,00

Krick-Modellbau

1/200

135,00

Graupner*

*erscheint Frühjahr 2012

Darüber hinaus gibt es noch einige Titanic-Modelle kleinerer Hersteller, die sich aber nicht wesentlich von der oben aufgeführten Modellpalette unterscheiden. Die Wahl der Modellgröße richtet sich zunächst einmal nach dem geplanten Aufstellort, bzw. danach, wie ich das Modell präsentieren möchte. Dann muss ich mir darüber Klarheit verschaffen, welche unterschiedlichen handwerklichen Fähigkeiten die verschiedenen Modellgrößen erfordern.

Das kleinste Titanic-Modell von Revell mit knapp 23 cm scheidet für den „normalen“ Bastelfreund sicherlich aus. Natürlich könnte man auch dieses Modell für eine Beleuchtung herrichten; wie das geht, könnt ihr euch mal auf der Internationalen Modellbaumesse in Dortmund Mitte April ansehen. Dort trefft ihr auch Modellbauer, die jenseits des Normalen werkeln, aber die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist ja seid jeher sehr dünn und schneller überschritten, als mancher glaubt. Wir bleiben daher beim „Normalen“.

Damit die Innenbeleuchtung des Modells überhaupt wirksam wird, müssen ja Bullaugen, Fenster und Oberlichter geöffnet, der Rest des Modells lichtdicht verschlossen werden. Daneben sollte das Modell gleichmäßig ausgeleuchtet sein.

Das Herstellen der Fensteröffnungen erfordert bei einem kleinen Modell naturgemäß erheblich mehr Geschick, wie bei einem größeren Modell. Bei kleineren Modellen bewegen wir uns bei Fenster und Bullaugen im untersten Millimeterbereich. Dafür ist die Beleuchtungstechnik einfacher herzustellen. Bei einem größeren Modell ist es genau umgekehrt: Die Fensteröffnungen sind meistens schon vorhanden, die Bullaugen lassen sich leicht aufbohren. Auch sind die Bauteile des Modells auf Grund der Größe meistens schon recht lichtdicht, da das verwendete Material aus Stabilitätsgründen deutlich stärker ist, als bei kleineren Modellen. Beim „Minicraft“-Modell (Maßstab 1/350) beispielsweise ist der einteilige Rumpf aus stabilem, schwarzen Kunststoff gefertigt, der bis zum B-Deck hinauf reicht. Da scheint auch ohne jeglichen Eingriff kein Lichtstrahl durch. Dafür ist die Beleuchtungstechnik sehr aufwändig, um das gesamte Modell gleichmäßig auszuleuchten. Zu guter Letzt spielt natürlich auch das Budget eine Rolle: Je größer das Modell, umso größer sollte der Geldbeutel sein.

Ich habe mich für eine kleinere Variante entschieden, auch um aus diesem Modell mit vertretbarem Aufwand etwas mehr herauszuholen.

Nehmen wir uns den Umbau der Titanic von „Revell“ vor, das Modell im Maßstab 1/570 und mit knapp 48 cm Länge.

Dieses Modell ist ein Verkaufsklassiker von „Revell“. Es ist in Sachen Ausstattung und Qualität sicherlich nicht mehr zeitgemäß; aber auf Grund seiner Einfachheit wird es immer noch gerne gekauft. Um den Rohbau fertig zustellen (Rumpf und alle Aufbauten ohne Schornsteine usw.) reichten ganze neun Teile! Ich habe diesen Bausatz in vielen Rezensionen immer wieder zu Vergleichen herangezogen, und trotz der schlechten Qualität hat dieser Bausatz aber zwei entscheidende Pluspunkte: Der Bausatz ist recht stabil und auf Grund seiner einfachen Konzeption ideal für Umbauten geeignet; der optische Gesamteindruck des Modells ist trotz aller Mängel insgesamt harmonisch und stimmig, was bei anderen, höherwertigeren, Bausätzen wiederum nicht der Fall ist. Ich erinnere da an die mit weltweitem(!) Tam-Tam angekündigte Neuerscheinung eines Titanic-Modells der Firma „Academy“ im Maßstab 1/600, welches unser Revell-Modell ablösen sollte.

Die Würfel sind also gefallen. Nun möchte ich euch, liebe Leserinnen und Leser, einladen, mich an dieser Stelle beim Umbau der Titanic zu begleiten und Zug um Zug mitzuerleben, was man aus diesem Bausatz hervorzaubern kann.

Fangen wir mal ganz vorne an, nämlich mit der „Materialliste“, die die wichtigsten Teile enthält:

Material

Stückzahl

Lieferant

Revell-Bausatz „Titanic“ 1/570

2

Fachhandel

Fotoätzeile (Reling, Treppen, Leitern usw.)

1

Tom´s modelworks (Internet)

Polystyrolplatten verschiedener Stärken

> 1

Fachhandel

Rechteckstab (Polystyrol), hohl, 4x2mm

1

Fachhandel

Leuchtdioden, weiß, 4mm, Abstrahlwinkel 60°

20

Fachhandel

Leuchtdiodensockel

10

Fachhandel

Leuchtdioden weiß, 1mm

3

Firma:

Leuchtdiode rot, 1mm

1

Firma:

Leuchtdiode grün, 1mm

1

Firma:

Schaltdraht 2 adrig

Rolle

Fachhandel

Steckernetzteil mit Schiebepotentiometer

1

Fachhandel

Steckerverbindungen für Schwachstrom

Sortiment

Fachhandel

Farben und Klebstoffe

Nach Bedarf

Fachhandel

 

Wer neben dem Beleuchtungseinbau das Titanic-Modell mit ein paar Umbaumaßnahmen optisch verbessern will, braucht zwei Bausätze, da die mitgelieferte Ausstattung eines Bausatzes weder alle Rettungsboote enthält, noch alle Lüfter. Daneben habe ich dann auch jedes Teil doppelt, falls beim Umbau was schiefgeht. Das war bei mir übrigens der Fall. Dazu später mehr.

Neben den aufgelisteten Teilen brauchen wir auch spezielles Werkzeug, ohne das der Umbau gar nicht oder nur deutlich erschwert gelingt:

  • Multigerät (d.h. Minibohrmaschine) von „Proxxon“ oder „Dremel“ (o.ä.);
  • Metallbohrer der Stärken 0,3 bis 2,5mm;
  • Ständer für Multigerät;
  • Feinste Sägeblätter als Aufsatz für Cutter;
  • „Lego“-Bausteine;
  • Lötstation;
  • Lötzinn;
  • Nitrofeinspachtel.

Klar ist natürlich, dass wir neben diesem Spezialwerkzeug eine gute Basisausstattung zum Werken haben. Diese sollte Qualitätspinsel verschiedener Stärken, eine Auswahl an Pinzetten, Bastelmesser, Klemmen, Klebebänder, Schleifpaper verschiedener Stärken usw. enthalten.

Haben wir diese Inventur nun positiv abgeschlossen, dann kann es losgehen!

Unser „Revell“-Modell verfügt über einen kompletten Rumpf, d.h. mit Unterwasserschiff, Schrauben und Ruder. Ich bin der Meinung, dass ein  beleuchtetes Modell erst dann richtig zur Geltung kommt, wenn es als Wasserlinienmodell gebaut wird und im (künstlichen) Wasser „schwimmt“. Diese Frage muss aber jeder für sich entscheiden und über Geschmack lässt sich bekanntermaßen nicht streiten. Wer sich für diesen Weg entscheidet, muss also das Unterwasserschiff des Modells unter der „Wasserlinie“ entfernen.

Vorgehen:

Zunächst die beiden Rumpfhälften mit Klebeband(!) zusammensetzen. Setzen wir auch die Bauteile für das Vorder- und Achterdeck ein (auch mit Klebeband fixiert), erhöht das die Stabilität dieser temporären Konstruktion (siehe Bild 1). Danach den Modellständer nach Plan komplett montieren (kleben!). Darauf achten, dass der Ständer sauber gebaut ist. Nach dem Aushärten das Modell auf den Ständer setzen, ausrichten und mit Klebeband fixieren. Wozu dieser Aufwand? Nun, der Rumpf unserer Titanic ist kein einfacher, rechteckiger Ponton. Der Rumpf folgt einer wundervoll geschwungenen Linie. Daher fehlt uns quasi die gerade Wasserlinie, an Hand derer ich das Unterwasserschiff abtrennen kann. Leider verfügt der Rumpf unser „Revell“-Modell im Gegensatz zu anderen Modellen über keine vorgezeichnete Linie. Wir müssen uns diese Linie daher selbst herstellen.

Bild 1

Bild 1: Der provisorisch zusammengesetzt Rumpf des Titanic-Modells mit den Teilen für das Vorder- und Achterdeck.

Aus den „Lego“-Bausteinen können wir uns einen stabilen, rechteckigen Sockel bauen. Auf dem Sockel befestigen wir mit Klebeband einen Filzschreiber (gut geeignet: Beschriftungsstift für CD´s), und zwar in den erforderlichen Höhen (siehe Bild 2): einmal die Trennlinie, an der wir das Unterwasserschiff abschneiden, und, etwas höher, die Linie zwischen rotem und schwarzem Rumpfanstrich. Wir halten das Modell fest und mit der anderen Hand führen wir vorsichtig den Sockel mit dem Filzstift um das Modell herum. Das Ergebnis sind zwei gerade, im Lot befindliche Linien. Übrigens: „Lego“-Bausteine werden sehr gerne im Modellbau für solche Hilfsarbeiten verwendet. Diese Bauklötzchen sind absolut rechtwinklig, formstabil und auf einen tausendstel Millimeter genau gefertigt. Diese sollten daher in verschiedenen Größen und Stärken in keinem gut sortierten Werkzeugkasten für Modellbauer fehlen.

Bild 2

Bild 2:  Mit dem Sockel aus „Lego“-Bausteinen und einem Filzstift zeichnen wir die Wasserlinie nach.

Sind die Linien aufgezeichnet, kann das Modell wieder zerlegt und mittels einer feinen Säge das Unterwasserschiff vorsichtig abgeschnitten werden. Die Sägekanten plan feilen und zur Überprüfung der Passgenauigkeit die beiden Rumpfhälften wieder mittels Klebeband zusammensetzen (siehe Bild 3). Die beiden vorher recht stabil wirkenden Rumpfhälften sind nun nach dem Entfernen des Unterwasserschiffes recht biegsam und weich geworden und müssen vorsichtiger gehandhabt werden.

Bild 3

Bild 3: Das Ergebnis, nach dem das Unterwasserschiff abgeschnitten wurde.

Nun setzen wir den Rumpf auf eine stabile Polystyrolplatte und zeichnen mit dem Filzstift die inneren Konturen des Rumpfes nach. Die Polystyrolplatte entsprechend aussägen und so anpassen, dass die Platte in den Rumpf passt. Mit Sekundenkleber können wir jetzt schon die Sockel für die LED´s aufkleben und die Verkabelung der Sockel vornehmen. Die LED´s werden in den Sockeln verschraubt, die Kabel müssen aber meistens angelötet werden. Da kommt man leider nicht herum. Wer noch nie weich gelötet hat, bitte den kleinen Exkurs durchlesen.

Exkurs Weich löten

Kommen wir nun zur kompletten Verkabelung der Lampensockel. Hier müsst ihr euch im Fachhandel mit der entsprechenden Ausstattung versorgen. Für die Lampenaufnahme habe ich mir kleine Sockel mit einem glatten Boden gekauft, damit man die auf die Rumpfplatte kleben kann (die meisten Sockel sind dafür vorgesehen, auf eine Platine aufgelötet zu werden, so eine Ausführung ist für uns ungeeignet). Darauf solltet ihr unbedingt achten. Die LED´s werden mittels Schrauben befestigt, die Drähte müssen aber an „Lötfahnen“ (kleine Metallzungen) angelötet werden. Schwieriger wird die Auswahl der Leuchtdioden, deren Vielfalt schier unerschöpflich ist. Ausgewählt habe ich LED´s von 5mm Stärke, warmweißem Licht mit einem Abstrahlwinkel von 60°. Für die Beleuchtung der Positionslampen bin ich erst auf der Modellbaumesse in Karlsruhe fündig geworden, weil der Fachhandel keine liefern konnte, die mir klein genug waren. Diese Spezialfirma hatte LED´s von etwa einem Millimeter Länge und einem halben Millimeter Breite im Angebot. Die Farben sind klar: rot und grün für die seitlichen Positionslichter, weiß für die Mastlaternen. Solltet ihr diese kleinen LED´s nicht bekommen, dann verzichtet lieber auf diese Beleuchtungsausstattung. Zu große Leuchtdioden würden den Gesamteindruck des Modells nachhaltig stören. Für die Spannungsversorgung habe ich mir ein Steckernetzteil zugelegt, an dem ich die Sekundärspannung einstellen kann. Die Spannungsversorgung von LED´s bewegt sich zwischen 1 und etwa 3 Volt Gleichspannung. Beim Kauf darauf achten, dass das Netzteil auch diese niedrigen Spannungen liefern kann. Die Verkabelung habe ich euch mal in den Bildern gezeichnet, einmal als Stromlaufplan und einmal als „Praxisverkabelung“, weil man die Drahtführung auf den Fotos nicht so gut erkennen kann. Wichtig ist, dass die Sockel parallel angeschlossen werden. Eine Steckverbindung zwischen Modellbeleuchtung und Netzteil solltet ihr auch nicht vergessen, damit das Modell von der Spannungsversorgung im Bedarfsfall auch unkompliziert getrennt werden kann. Etwas schwieriger zu lösen ist das Problem, dass die großen LED´s eine andere Spannungsgröße benötigen, als die kleinen LED´s für die Positionslichter. Die „überschüssige“ Spannung muss über einen Vorwiderstand reduziert werden. Die Größe dieses Widerstandes muss individuell berechnet werden, für einen Elektrotechniker „no problem“. Das sollte für einen guten Kundendienst im Fachhandel aber auch kein Problem sein, einfach danach fragen. Bitte nicht die Leuchtdioden „einfach mal so anschließen“ und schauen, ob es auch so geht; ist die Spannung zu groß, das gibt es einen kurzen Blitz, und das war´s. Die maximale Betriebsspannung ist angegeben, bzw. muss erfragt werden!

Für die ersten Beleuchtungstests habe ich 10 LED´s stehend eingebaut (siehe Bild 4); das Ergebnis war aber wegen des ungünstigen Abstrahlwinkels nicht so befriedigend, da die Leuchtdiode eben hauptsächlich nach oben, und weniger nach den Seiten strahlt (wie eine Glühbirne). Also habe ich pro Sockel eine zweite LED eingeschraubt, die ich im rechten Winkel zur Seite gebogen habe, damit sie mit ihrer Oberseite dann direkt von innen die Rumpfseite anstrahlt. Auf den Fotos ist das ganz gut zu erkennen (siehe Bild 5). Da der geplante Aufstellungsort meines Modells so ist, dass nur eine Seite sichtbar sein wird, habe ich nur für diese Seite die zusätzlichen LED´s eingebaut. Die andere, nicht sichtbare Schiffsseite bleibt schlechter ausgeleuchtet. Hier geht mir Ökonomie vor Perfektion!

Bild 4

Bild 4: Die Innenbeleuchtung für den ersten Test mit Anschlussstecker.

Bild 5

Bild 5: Hier ist die Ergänzung mit den seitlichen LED´s zu sehen. Im Hintergrund der Rohbau der Titanic.

Tipp:

Wenn eine oder mehrere LED´s bei angeschalteter Spannungsversorgung nicht leuchten, dann die betreffende(n) LED(´s) aus dem Sockel nehmen und mit umgekehrter Polarität wieder einsetzen. Leuchtdioden arbeiten nur, wenn „Plus“ (roter Draht) und „Minus“ (blauer oder schwarzer Draht) richtig herum angeschlossen sind. Die Polarität einer Leuchtdiode erkennt ihr daran, dass die „Anschlussbeinchen“ der Diode unterschiedlich lang sind (kein Produktionsfehler).

Der Anschluss der Leuchtdioden für die Positionslampen kommt erst in einer späteren Bauphase. Auf deren Einbau gehe ich dann noch einmal gezielt ein.

Zurück zum Modellbausatz

Nachdem wir die Beleuchtungstechnik im Groben vorbereitet haben, können wir uns nun wieder dem Modellbausatz selbst widmen. Hier unterscheide ich zwei große Tätigkeitsblöcke:

  • Die Verbesserung und Aufwertung des Modells
  • Das Herstellen von offenen Fenstern, Bullaugen und Oberlichter

Der erste Teil, das Aufwerten des Modells, ist für das eigentliche Ziel, eine „Titanic bei Nacht“ zu bauen, nicht unbedingt relevant. Aber ich denke, wenn wir uns schon so viel Mühe machen, dieses Modell für eine Beleuchtung umzubauen, dann können wir auch noch eins oben drauf setzen und den Rest des Modells mit vertretbarem Aufwand zusätzlich aufpeppen. Wer das nicht möchte, der kann diesen Teil des Beitrages überspringen.

Verbesserung und Aufwerten des Modells

Das störendste Merkmal dieses Modellbausatzes ist die einfache Ausführung der Deckreling als dicke Wand. Viele Hersteller verzichten in diesem Maßstab auf jegliche Relingnachbildung, was nicht unbedingt ein Nachteil ist. Auch bei den realen Vorbildern ist die feingliedrige Reling schon auf relativ kurzer Distanz für das Auge nicht mehr sichtbar und damit auch „nicht vorhanden“. Revell folgte hier schon von Beginn an einer anderen Philosophie; die Schiffsmodelle von Revell hatten fast durchgängig von Anfang an eine mehr oder weniger gelungene Relingnachbildung. Unsere Revell-Titanic gewinnt schon viel, wenn wir diese Relingausführung entfernen und gewinnt noch mehr, wenn wir sie mit Relingteilen aus Fotoätzteilen ersetzen.

Beginnen wir mit den einfachsten Eingriffen an den beiden Rumpfteilen (Teile-Nr. 5 und 6). Hier muss die Reling des Vorder- und Achterdecks entfernt werden. Mit einer Säge wird das eine ziemlich mühselige und unsichere Arbeit, weil man leicht in Bereiche des Bauteiles hineinsägen kann, die unberührt bleiben sollten.

Tipp: Mit dem Bohrer direkt über der geplanten Schnittkante eine Reihe dicht aneinander liegende Löcher bohren (siehe Bild 6). Dann mit dem Bastelmesser vorsichtig zwischen die Löcher schneiden. Die Reling lässt sich kinderleicht entfernen. Mit einer Feile, dann mit Schmirgelpapier die Schnittkante plan feilen. Dieses Verfahren bietet größtmöglichen Schutz vor unbeabsichtigten Beschädigungen. Das geht aber nur dann recht einfach, wenn man die Minibohrmaschine in den passenden Bohrständer einschrauben kann, so dass wir eine kleine „Ständerbohrmaschine“ haben. Freihändig  bohren, wird nicht so gut gelingen (siehe Bild 7).

Bild 6

Bild 6: Hier werden keine Bullaugen gebohrt, sondern die Reling entfernt.

Bild 7

Bild 7: Mit einem Bohrständer kann man einfach und exakt arbeiten.

Bei diesen Bauteilen geht das noch recht leicht, wir werden sehen, dass das aber noch komplizierter wird.

Wir arbeiten uns in logischer Reihenfolge weiter vor. Als nächstes kommen die Teile des Vorder- und Achterdecks (Teile-Nr. 8 und 7). Hier wird es schon deutlich schwieriger. Zunächst entfernen wir wieder die Reling wie beschrieben. Da die Niedergänge des Modells ähnlich unansehnlich und grob ausgeführt sind, sollten wir auch diese Teile entfernen. Schwierig wird es, da wir mit unseren Werkzeugen schlecht herankommen. Mit dem Einsatz von Bohrer, Sägeblattaufsatz auf dem Bastelmesser die Treppen vorsichtig herausschälen. Spätestens an dieser Stelle ist es nun beruhigend, dass wir Ersatzteile aus dem zweiten Bausatz haben, falls was schief geht. Und diese Gefahr ist sehr real! Sind die Treppchen entfernt, müssen die Treppenreste auf den Decks und an den Aufbauwänden abgekratzt werden. An den Stellen, wo die Treppen aufgegossen waren, sind nun kleine Löcher vorhanden, die wir zuspachteln müssen. Auch hier muss mit viel Geduld und Geschick gearbeitet werden.

Tipp: Ich verwende für kleine Spachtelarbeiten eine Spachtelkelle aus dem Malereibedarf. Diese ist klein, hoch biegsam und scharfkantig und hat die Form einer kleinen Maurerkelle. Die Spachtelmasse möglichst glatt auftragen, da der Einsatz von Schleifpapier aus Platzmangel schwierig ist. Nacharbeit ist nur bedingt möglich.

Das ist aber noch nicht alles.

Das vordere C-Deck (Teil-Nr. 8) war vor der Luke 2 offen und überdacht. Dies ist im Bausatzteil nicht ausgeführt. In diesem Bereich (Mannschaftsmesse und –küche) befindet sich in der Modellversion eine geschlossene Wand. Ich habe mir die Mühe gemacht, diese Wand zu öffnen und den offenen Teil nachzubilden.

Vorgehen: Wieder eine Reihe von Bohrlöchern an den gewünschten Schnittkanten anfertigen und danach mit dem Bastelmesser vorsichtig auftrennen. Schnittkanten wieder glatt schleifen. Danach das Bauteil auf den Kopf legen und die Wände der entsprechenden „Räume“ nachbauen. Hier sind Titanic-Deckpläne hilfreich. Lackieren nicht vergessen, erst danach(!) das Deck einbauen. Mit dem Pinsel kommt man sonst später nicht mehr ran! Für den Bereich des Achterdecks (3. Klasse Rauchsalon und Treppenhaus) gilt sinngemäß das Gleiche (siehe Bild 8). Wer möchte, kann auch noch im Vorderdeck die Vertiefung für den Hauptanker nachbauen (zwischen Bug und Kran). Auch die fehlt am Modell. Die Vorgehensweise ist auch hier identisch. Das Loch entsprechend nach dem Anbohren und Ausschneiden mit Feile und Schmirgelpapier ausformen und danach mit einem kleinen Plättchen an der Unterseite verschließen.

Bild 8

Bild 8: Die Bauteile 7 (Achterdeck) links und Teil 8 (Vorderdeck) rechts nach den Umbauten, noch im Rohzustand. Die Bauteile liegen auf dem Kopf; zu sehen sind die zusätzlichen Wände (noch ohne Decks).

Größere Umbauten erwarten uns beim Teil 14 (Bereich B-Deck: 2. Klasse-Treppenhaus und 2. Klasse Rauchsalon). Diese Aufbauten sind im Modell recht einfach gehalten und erfordern intensivere Eingriffe. Zunächst wieder Niedergänge zum C-Deck achtern und die Reling entfernen. Dabei entsteht ein Loch achtern des Treppenhausaufbaus, welches wir wieder mit einer kleinen Platte verschließen. Dann den „Durchgang“ zwischen Treppenhausaufbau und dem Rauchsalon aufsägen. Die Lücke im B-Deck mit einer Platte füllen und die Wand (Achterseite) des Rauchsalons einbauen (das fertige Arrangement ist in Bild 9).

Bild 9

Bild 9: Teil 14 nach dem Umbau. Treppenhaus und Rauchsalon der 2. Klasse sind „getrennt“. Das Deck zwischen diesen Aufbauen ist schon einzogen; Treppen und Reling sind entfernt.

Das Teil 15 (komplettes A-Deck) stellt uns vor neuen Herausforderungen. Hier muss zunächst nur die Reling achtern entfernt werden. Leider ist es aber so, dass diese Reling mit den Decksbänken und den beiden Kransockeln quasi zusammen in einem Stück gegossen, also verbunden, sind. Die Reling einfach so absägen geht nicht. Zunächst wieder die Reling über dem Deck mit einer Reihe Bohrlöcher versehen. Danach vorsichtig mit einer kleinen Säge senkrecht zwischen Kransockel und Reling einsägen. Dasselbe machen wir rechts und links der Decksbänke. Jetzt die Reling entfernen. Auch das muss vorsichtig geschehen, weil das relativ dünne Deck an den Kanten leicht weg brechen kann. Das war bei mir der Fall. Mit einigem Aufwand hätte ich das reparieren können, aber da ich Dank des zweiten Bausatzes ein Ersatzteil hatte, fing ich einfach noch mal von vorne an. Die Schnittkanten an den Kransockeln mit Feile und Schmirgelpapier rund feilen, bis man von der ehemaligen Reling nichts mehr sieht. Die Oberkante der Decksbänke mit einem Kunststoffschneider abschneiden und sanft(!) zu recht feilen (siehe Bild 10). Streng genommen müssten wir auch die Wände des A-Decks komplett neu gestalten. Im Modell sind sie als einfache, gerade Wand ausgeführt. Wer sich und seinem Modell das zutraut, kann da herangehen. Ich habe diesen Mangel hingenommen, und zwar aus zwei Gründen. Wir haben unser Modell schon durch das Entfernen des Unterwasserrumpfes strukturell stark geschwächt. Das Bauteil 15 trägt im unveränderten Zustand entscheidend zur Stabilität des Modells bei, weil es schlicht und ergreifend an einer zentralen Stelle sitzt. Werden hier die Wände entfernt und vorbildgetreu nachgebaut, schwäche ich mein Modell nochmals deutlich, weil ich auch durch Klebeverbindungen die Verbindung zwischen Deck und Aufbau aus einem Guss nicht wieder herstellen kann.  Daher würde ich von diesem Eingriff dringend abraten, oder aber ich müsste durch weitere Maßnahmen versuchen, die Stabilität wieder zum Teil zurück zu gewinnen. Der zweite Grund ist, dass man diese vorbildgetreue Änderung nach Fertigstellung kaum noch sehen wird. Dafür ist dann das Modell einfach zu klein. Aber wie auch immer: machbar ist das, und jeder muss für sich entscheiden, wie weit er gehen will. Auch in diesem Fall habe ich mich für eine gewisse „Ökonomie“ entschieden. Und mit diesem Mangel kann ich gut leben.

Bild 10

Bild 10: A-Deck achtern. Die Kransockel, Decksbänke und das Deck sind von der Reling befreit. Aufnahme nach der Lackierung.

Das Bauteil 21 (Bootsdeck mit allen Aufbauten) erfordert die meisten Eingriffe. Hier lohnt sich auch ein intensiveres Arbeiten, da dieser Bereich des Modells zentral sichtbar ist (siehe Bild 11). Zunächst wieder alle Relingteile entfernen. Danach gestalten wir den Windschutz im Bereich der Eingangstüren der 2. Klasse um. Dieser Windschutz ist im Modell als eine Art „Erker“ ausgeführt. Den „Erker“ so einschneiden, dass nur noch das Dach und die bugseitige Windschutzwand stehen bleibt. Mit einem kleinen Kunststoffplättchen die Lücken in Wand und Deck verschließen und ggf. vorsichtig nachspachteln (siehe Bild 12).

Bild 11

Bild 11: Bootsdeck nach dem Entfernen der Relingteile. Zustand lackiert und Rohbau. Das Dach der Offiziersunterkünfte ist noch  nicht verklebt.

Bild 12

Bild 12: Eingang 2. Klasse. Hier wurde der Bereich des Windschutzes vor den Eingangstüren korrigiert. Das Bootsdeck ist noch nicht endgültig eingebaut.

Danach den Windfang im Bereich der 1. Klasse mit zwei kleinen Kunststoffstreifen nachbauen (direkt unterhalb des vorspringenden Daches). Mit 2mm breiten, entsprechend zu recht geschnitten Streifen habe ich die Türen und Luken auf den verschiedenen Aufbauten nachgebildet.

Weiter Richtung Bug entfernen wir noch die Wetterschutzhauben über den Niedergängen zum A-Deck. Diese Wetterschutzhauben gab es nur auf der Olympic. Wir ersetzen diese Hauben durch eine kleine Reling. Den Bereich der Kommandobrücke können wir ohne Gefahr für das Modell umbauen. Zunächst entfernen wir den bugseitigen Aufbau vor den Offiziersunterkünften, der so nicht dem Vorbild entspricht. Das Loch im Deck mit einer Platte schließen und ggf. spachteln. Dann mit passenden Kunststoffstreifen das Ruderhaus aufbauen. Den seitlichen Wetterschutz direkt hinter der Brückenfront nicht vergessen (siehe Bild 13). Mit Teil 28 (Brückenfront) und Teil 27 (Dach der Offiziersunterkünfte) auf Passgenauigkeit prüfen. Noch ein Tipp an dieser Stelle: vor dem Einbau des seitlichen Wetterschutzes solltet ihr schon jeweils ein Fenster einschneiden. Nach dem Festkleben wird das dann ziemlich mühselig! Ebenfalls nicht vergessen: Das große Luftschachtgehäuse vor dem ersten Schornstein fehlt beim Modell. Merkwürdiger weise ist die Aussparung dafür im Schornsteinsockel aber vorhanden. Aus dem „Reservebausatz“ ein solches Gehäuse heraus schneiden und nach dem Bearbeiten einbauen.

Bild 13

Bild 13: Vordere Aufbauten des Bootsdecks im Rohbau. Sichtbar die Umbauten im Bereich der Kommandobrücke.

Jetzt sind wir soweit, und können alle offenen Bullaugen, Fenster und Oberlichter herstellen.

Kommen wir nun, nach dem Einbau der Beleuchtung im ersten Teil, zum dem Part, wo wir dafür sorgen müssen, dass das Licht das Modell auch an den richtigen Stellen verlassen kann. Leider verfügt unser Modell außer Fensteröffnungen an der Kommandobrücke und im Rumpf des A-, B- und C-Decks über keinerlei Fenster und die Bullaugen im Rumpf sind nur angedeutet. Da müssen wir also ran. Und wer sich die Mühe macht, allein die Bullaugen im Rumpf der „Titanic“ zu zählen, weiß, dass da VIEL Arbeit auf uns zukommt Wir reden da von etwa 800 kleinsten Bohrungen. Der Bereich der doppelten Bullaugenreihen im Bereich des Speisesaals der Ersten Klasse ist hier besonders kritisch.

Wir fangen also mit den beiden Rumpfteilen an. Für diese Arbeit kommt nun wieder unser Ständer für die Minibohrmaschine zum Einsatz. Ein freihändiges Bohren empfehle ich auf keinen Fall, weil ihr hier nicht die notwendige Präzision erreichen könnt. Nur wirklich sauber aufgereihte Bullaugenketten wirken harmonisch. Weiterhin brauchen wir nun die sehr kleinen Metallbohrer. Die gibt es nur im speziellen Fachhandel, im herkömmlichen Baumarkt geht es normalerweise erst mit Bohrergrößen ab 1mm los. Auf keinen Fall solltet ihr aber „mangels Masse“ die Bullaugen zu groß aufbohren, das wirkt dann schnell kitschig. Mit Ausnahme von wenigen Bullaugen, die ich mit einer Bohrergröße von 0,9mm aufgebohrt habe, kam für die große Masse der Bullaugen ein 0,7mm starker Bohrer zum Einsatz. Leider zeigte sich schnell ein großer Nachteil bei der Kunststoffbearbeitung. Der kleine Bohrer erhitzt sich sehr schnell beim Bohren, was in Konsequenz bedeutet, dass der Bohrer bei jedem Bohrvorgang von geschmolzenem Kunststoff verunreinigt wird. Ich musste also nach jedem Bohren die Maschine aus dem Ständer ausspannen, den Bohrer vorsichtig mit einem Bastelmesser von den Kunststoffresten reinigen, anschließend den Bohrer wieder einspannen. Die Reinigung des Bohrers mit dem Bastelmesser bitte mit sehr dosierter Kraft ausführen, da der Bohrer sehr leicht abbricht. Dann musste jedes gebohrte Bullauge von Bohrgraten befreit werden. Hierzu verwendete ich eine kleine Nähnadel. Dann erst konnte das nächste Loch gebohrt werden. Und so weiter, und so weiter. Hier waren extreme Geduld und Zeit gefordert. Wenn wir aber hier sauber und emsig arbeiten, dann lohnt sich das Ergebnis. Die vielen Stunden, die ich mit dem Bohren verwendet habe, die habe ich aber nicht gezählt! Ich habe mich für die Variante entschieden, alle Bullaugen aufzubohren. Wer mehr „Lebendigkeit“ für sein Modell möchte, sollte mit einer entsprechenden Unregelmäßigkeit entweder einige Bullaugen verschlossen lassen, oder nach dem Aufbohren im Nachhinein von innen wieder verschließen. Im realen Vorbild waren natürlich bei der Titanic auch nicht alle Bullaugen nächtens beleuchtet.

Bild 14 zeigt den fertigen Rumpf mit allen Bullaugen und Fenstern.

Bild 14

Bild 14: Alle Bullaugen sind in den Rumpf gebohrt. Die Relingteile auf den Decks sind auch entfernt.

In der gleichen Reihenfolge, in der wir die Relingteile und die Treppen entfernt hatten, stellen wir nun die Fensteröffnungen in den Aufbauten her. Hierfür habe ich prinzipiell zwei verschiedene Verfahren angewendet. Kleinere Fenster, bzw. die Fenster an den Stellen bei den Aufbauten, an denen ich nicht von oben heran gekommen bin (z.B. bei einigen Aufbauten des Bootsdecks mit Dach), habe ich durch zwei, in senkrechter Flucht eng aneinanderliegenden Bohrungen hergestellt. Danach die beiden Löcher mit einem Bastelmesser „verbinden“ und die vier Ecken vorsichtig herauskratzen. Da diese „Fenster“ nur eine Größe von etwa einem mal drei Millimeter haben, ist dies eine ziemlich fummelige Angelegenheit. Darüber hinaus ist es sehr schwierig, alle Fenster exakt in gleicher Größe herzustellen. Abweichungen fallen dem Betrachter auf und sehen nicht sehr schön aus. Daher beschränkte ich dieses Verfahren, wie gesagt, auf wenige, notwendige Stellen am Modell. Alle übrigen Fenster stellte ich mit einem anderen Verfahren her, welches zwar im Vorfeld viel Mühe machte, danach aber schnellere und schönere Ergebnisse lieferte.

Im Fachhandel holte ich mir einen hohlen(!) Rechteckstab aus Kunststoff mit den Maßen drei mal vier Millimeter. Aus diesem Stab sägte ich vorsichtig eine ganze Masse von Scheiben mit einer Stärke von  einem Millimeter ab (siehe Bild 15). Da der Stab ja hohl war, erhielt ich mit den Scheiben gleichzeitig einen Rahmen (siehe Bild 16). Jeder einzelne Rahmen musste natürlich intensiv und sorgsam bearbeitet werden, da das weiche Kunststoffmaterial sehr grobe Schnittkanten aufwies.

Bild 15

Bild 15: Die aus einem hohlen Rechteckstab heraus gesägten Fensterrahmen im Rohzustand.

Bild 16

Bild 16: Ein fertiger Fensterrahmen mit den Maßen 3x4x1mm.

Zunächst auf feinem Schmirgelpapier den Rahmen plan schmirgeln. Mit einer Schlüsselfeile alle Kanten entgraten. Wird sauber gearbeitet, dann erhalten wir in einer Art Serienproduktion gleichmäßige und exakte Fensterrahmen.

Als nächstes erfolgt der Einbau an der entsprechenden Stelle im Aufbau. Wir sägen vorsichtig von oben in die Wand in einer Tiefe von etwa 4mm und einer Breite von 3mm. Das Material zwischen den Schnitten mit einer Spitzzange vorsichtig heraus brechen. Sind beide Schnitte gleichlang, dann wird das Material rechtwinklig herausbrechen. In die Öffnung dann einen Fensterrahmen einpassen.

Wichtig: lieber die Breite des Einschnittes etwas zu schmal gestalten. Mit einer kleinen Schlüsselfeile dann die Öffnung in der Breite erweitern, bis der Rahmen passt. Ist die Öffnung zu breit geraten, dann kann der Fensterrahmen nur an einer Seite eingeklebt werden; die andere Seite muss entweder verspachtelt (und geschliffen) oder mit Klebstoff verschlossen werden. Beides ist sehr mühselig und unsicher im Arbeitsergebnis. Nicht vergessen: wir arbeiten im Millimeterbereich! Bild 17 zeigt eine bearbeitete Wand vor dem Einbau der Fensterrahmen (hier: A-Deck), Bild 18 nach dem Einbau und ersten Lackierungen.

Bild 17

Bild 17: Die Fensteröffnungen ist heraus gesägt, die Fensterrahmen fehlen noch.

Bild 18

Bild 18: Fensterrahmen sind eingebaut und lackiert.

Umfangreiche Überarbeitung erfordert nun das Bauteil 21, Bootsdeck und das dazu gehörige Teil 27 (Dach des vorderen Aufbaus). Umfangreich und kompliziert deshalb, weil dieses Teil nicht nur das Deck darstellt, sondern komplett alle Aufbauten. Wir  entfernen zunächst wieder sämtliche Reling. Wir haben ja nun mittlerweile ein wenig Übung im Umgang mit Bohrer und Feile, sodass wir uns an zwei ganz sensible Stellen heranwagen können: dem Aufschneiden der beiden Oberlichter der Treppenhäuser. Diese Gehäuse im Modell bestehen auf der Oberseite aus Rippen, die „Verglasung“ lediglich aus Vertiefungen, die, laut Bauanleitung, nur schwarz lackiert werden sollen. Diese Vertiefungen gilt es nun herauszuschneiden. In diese Vertiefungen setzen wir vorsichtig eine enge Reihe von Bohrlöchern. Aufgepasst: Die Rippen dürfen nicht vom Bohrer berührt und beschädigt werden. Danach mit dem Bastelmesser die Bohrlöcher miteinander verbinden und mit einer Schlüsselfeile die Spalten so auffeilen, dass nur noch die Oberlichtrippen stehen bleiben. Hier muss mit äußerster Vorsicht gearbeitet werden, da die freigelegten Rippen schnell brechen. Das Teil wäre dann verdorben. Die Öffnungen des Oberlichts über dem Hauptmaschinenraum müssen ebenfalls aufgebohrt werden. Alle Öffnungen sauber schleifen, so dass sie einigermaßen regelmäßig aussehen.

Bild 19 zeigt das Bootsdeck im Rohbau noch ohne Fenster.

Bild 19

Bild 19: Das Bootsdeck im Rohbau (noch ohne Fenster)

Umgebaut werden muss auch der Bereich der Kommandobrücke, der überhaupt nicht mit dem Original übereinstimmt. Bild 20 zeigt diesen Bereich nach den Umbauten. Hier verwenden wir wieder unsere Polystyrolplatten.

Bild 20

Bild 20: Umbauten im Bereich der Kommandobrücke

Jetzt stellen wir wieder die Fensteröffnungen mit den bereits dargestellten Verfahren her. Alle kleineren Fenster (beginnend von achtern) bohren wir direkt auf und bearbeiten die Bohrung mit Messer und Feile. Die größeren Fenster im vorderen Aufbau (Gymnastikraum, Empfangshalle und Unterkünfte der Offiziere) sägen wir wieder heraus und setzen die Fensterrähmchen ein. Hier musste ich ein Problem lösen: Einen kleinere Hohlrahmen in den Maßen 3x4mm, die ich verwendet habe, konnte ich auf die Schnelle nicht auftreiben.

Lösung: Für die Fensterrahmen der großen Fenster sägte ich Schlitze in einer Tiefe von 4mm ein, sodass die Rähmchen komplett in die Wand passten. Für die kleineren Fenster der Offizierskabinen sägte ich Schlitze von nur 3mm Tiefe ein. Den oben überstehenden Teil der Rähmchen schnitt ich ab. Die obere Kante der nun offenen Fensterrähmchen wurde hier durch das Dach geschlossen. So erhielt ich Fenster unterschiedlicher Größe mit gleichem Material.

Nun kontrollieren wir alle Bauteile auf Passgenauigkeit. Der Modellbausatz erschien 1976, ist also in die Jahre gekommen. Achtet besonders auf innenliegende, im Bereich von Klebenähten liegenden, kreisrunden Erhöhungen. Die müssen unbedingt vor dem Zusammenbau plan gefeilt werden! Ganz schlecht passen auch die Teile 8 (Vorderdeck) und 7 (Achterdeck) in die Rundungen der Bordwände. Hier müssen wir an diesen Teilen seitlich Material wegfeilen, bis sich diese Decks sauber in den Rumpf einfügen lassen. Dazu am besten wieder die Bordwände mit Klebeband „zusammenbauen“ (wie im ersten Teil des Beitrages) und sich an die Passgenauigkeit „heran feilen“.

Sind alle diese Arbeiten sauber erledigt, kommen wir nun zu den Lackierarbeiten. Wir müssen aber zunächst das Modell „lichtdicht“ bekommen. Das verwendete, weiße Kunststoffmaterial ist leider nicht lichtdicht. Bei eingeschalteter Beleuchtung scheint es durch. Ich habe mit verschiedenen Methoden zur Lichtabdeckung experimentiert. Das Bekleben des kompletten Modells von der Innenseite her mit Aluminiumfolie bringt sichere Ergebnisse, ist aber sehr aufwändig. Nach dem Aufbringen der Aluminiumfolie müssen nämlich alle Fenster und Bullaugen wieder aufgeschnitten, bzw. aufgebohrt werden. Ich habe mich daher für eine Lackierung entschieden, und zwar mit der dunkelsten Farbe: schwarz.

Und so geht´s: Alle Teile zunächst von innen mit schwarzer Farbe satt streichen. Unbedingt die Bereiche der Klebenähte frei von Farbe lassen. Nach dem Trocknen können dann die Bauteile von außen beliebig lackiert werden. Da die Bohrungen der Bullaugen recht klein sind, lässt es sich nicht vermeiden, dass einige von ihnen mit Farbe zulaufen. Dann einfach mit dem eingespannten Bohrer (ohne die Maschine einzuschalten!) durchstoßen. Das Bullauge ist wieder frei.

Jetzt können wir das Modell im Rohbau nach Bauplan zusammensetzen. Bild 21 zeigt das Modell von innen mit der Lichtschutzlackierung. Sind die Klebenähte ausgehärtet, dann nochmals alle Klebenähte mit Klebstoff von innen „abdichten“. Nach dem erneuten Aushärten dann die Klebenähte mit schwarzer Farbe überstreichen. Wir setzen nun unser Modell auf die Grundplatte und testen mit eingeschalteter Beleuchtung die Lichteffekte: Sind alle Klebenähte dicht? Leuchtet Licht durch ein Deck? Ist die Lichtverteilung einigermaßen gleichmäßig? Da unser Modell noch im Rohbau ist, können wir leicht die Mängel beheben. Bitte auch aufpassen, dass kein Licht durch die Klebestellen von Lüftern und den Schornsteinen dringt.

Bild 21

Bild 21: Blick in das Innenleben: Die schwarze Lichtschutzlackierung des Modells. Klebestellen sind abgeschliffen.

Der weitere Zusammenbau erfolgt nach Euren Vorstellungen oder entsprechend der Bauanleitung: Nach dem Rohbau können die Schornsteine gestellt werden, danach Lüfter und Kleinteile. Dafür habe ich auch wieder „Hahn´s Titanic-Plan“ verwendet, um wenigstens einigermaßen das Vorbild nachzubauen. Die fehlenden Teile entnehmen wir dem zweiten Bausatz und passen diese ggf. an. Das „Revell“-Modell weist auch hier leider viele Mängel auf! Viele Lüfter fehlen einfach, so auch beispielsweise das große Luftschachtgehäuse vor dem ersten Schornstein. Die Aussparung im Schornsteinsockel ist dafür aber merkwürdigerweise vorhanden.

Wer sich traut, kann auch die seitlichen Positionslampen, sowie die Dampferlichter am Vordermast sowie am Heck mit einer entsprechenden Leuchtdiode bestücken. Auf einer Modellbaumesse habe ich mir die kleinsten Leuchtdioden (zwei weiße, eine rote und grüne) mit einer Größe von etwa 1mm besorgt, die ich dort auftreiben konnte. Der Einbau geht so: Zwei Bohrungen im Durchmesser von je 0,3mm seitlich in die Brückennock herstellen. Die Abstände der beiden Löcher bitte der Drahtanschlussabstände der Leuchtdiode anpassen. Hier die haarfeinen Anschlussdrähte durchziehen und auf dem Deck mit Klebstoff fixieren. Die Dioden selbst habe ich nicht festgeklebt. Die Drähte über das Deck der Brücke führen. An der Vorderseite des Aufbaus der Offiziersunterkünfte je ein Loch bohren (1mm reicht), die Drähte durchstecken. Danach das Loch mit Klebstoff und Farbe verschließen. Wichtig: in diesem Fall noch das Dach dieses Aufbaus weglassen (Bauteil 27), damit wir von innen noch gut an die Drähte und an die Bohrung herankommen. Wenn wir fertig sind und die Beleuchtung funktioniert, dann erst das Dach aufkleben.

Am Vordermast (Bauteil 47) einen ganz kleinen Sockel für das Dampferlicht ankleben und danach fertig lackieren. Die weiße Leuchtdiode an diesem „Sockel“ befestigen und die Anschlussdrähte seitlich am Mast gerade herunter führen und mit Klebstoff fixieren. Das Ganze dann nochmals lackieren; die Drähte sind nun fast nicht mehr sichtbar. Seitlich des Mastfußes ein Loch in das Deck bohren (wieder etwa 1mm), den Mast einbauen, die Drähte durch das Loch führen und mit Klebstoff und Farbe das Loch verschließen. Ähnlich verfahren wir mit dem Hecklicht. Die Verkabelung und Stromversorgung haben wir ja schon im Teil 1 dieses Beitrages erläutert. Achtung: Bevor ich die Drähte (und ggf. die Leuchtdioden) mit Kleber fixiere, bitte einen letzten Funktionstest durchführen!).

Der vorletzte Akt betrifft nun den Einbau der Reling und Treppen aus den Fotoätzteilen. Diese Teile sind im Maßstab 1/600 naturgemäß ziemlich klein, prinzipiell ist der Umgang damit aber identisch, wie bei den größeren Modellen. Die ganzen Arbeiten mit diesen Teilen könnt ihr nochmals in den Artikeln über die Umbauten der Olympic-Klasse im Maßstab 1/350 in älteren Navis oder auf unserer Homepage nachlesen. Das Ergebnis ist auf alle Fälle aber auch bei diesem kleinen und einfachen Modell phänomenal!

Kommen wir nun aber zum Schlussakt, der Präsentation unseres Modells. Alle Modelle, die ungeschützt in einem Zimmer stehen, werden in kürzester Zeit verstauben. Eine vollständige Reinigung ist, zumindest bei kleineren oder sehr feingliedrigen Modellen, nicht möglich. Modelle sollten daher immer geschützt in einer Vitrine oder unter einer Glashaube stehen. Für unser Modell habe ich mir im Fachhandel eine passende (Kunststoff-)Glashaube mit zugehörigem Sockel besorgt (z.B. über www.rai-ro.de). Zunächst eine Kunststoffplatte zurechtschneiden und für den Sockel anpassen. Die Konturen der Wasserlinie des Schiffsmodells anzeichnen und herausschneiden. Bitte sorgfältig arbeiten, so dass sich der Schiffsrumpf eng in die Aussparung einfügt. Danach diese Platte lackieren. Zunächst dunkelblau und in die noch nasse Farbe dann unregelmäßig Flecken aus dunkelgrau und olivgrün einbringen. Aus dem Zubehör für Modelleisenbahnen habe ich mir eine transparente Kunststofffolie zur Nachbildung einer Wasseroberfläche (mit leichten Wellen) gekauft. Ebenfalls die Aussparung für den Schiffsrumpf  herausschneiden und auf die lackierte Platte bringen. Die dunkelblaue Lackierung in Verbindung mit der glänzenden „Wasseroberfläche“ sorgt für die nötige, optische „Tiefe“. Das ganze Arrangement habe ich nun mit einem Regalbrett verschraubt (die Schrauben sollten nicht sichtbar sein und in dem Bereich des Sockels eingebracht werden, wo sich der Modellschiffsrumpf befindet). Jetzt musste ich eine komplette Bohrung herstellen, vom Sockel des Schiffsmodells, durch den Sockel der Glashaube und durch das Regalbrett zur Aufnahme des Anschlusssteckers für unsere Beleuchtung. Die Buchse des Anschlusssteckers habe ich von unten am Regalbrett fixiert, so dass ich die Stromversorgung von dort aus verbinden kann. Oben am Modell ist nichts von der Verkabelung zu sehen (siehe Bild 22).

In den letzten Bildern seht ihr nun das Ergebnis: Unsere „Titanic“ bei Nacht. Irgendwie erinnert mich die eine Aufnahme ein wenig an das Foto, welches seinerzeit in der Nacht in Cherbourg gemacht wurde. Dieser Anblick ist ein echter Hingucker (auch für Nicht-„Titanic“-Fans) und belohnt für monatelange Mühsal. Wie ich mehrfach gesagt habe: Dieses einfache und in der Qualität nicht mehr zeitgemäße Modell eignet sich hervorragend für solche Umbauten. Es bleibt abzuwarten, ob das neue „Revell“-Modell, welches im Herbst erschienen ist, diesen alten Bausatz kurz- oder mittelfristig ablösen wird. Wer von euch über einen Nachbau dieses Modells nachdenkt, sollte sich vorsorglich mit zwei oder drei dieser alten Bausätze eindecken. Dieses neue Modell im Maßstab 1/700 ist eben noch einmal mit über 18% deutlich kleiner, wie der hier beschriebene Bausatz und von „Revell“ als „Einsteigermodell“ klassifiziert. Ich befürchte, dass es qualitativ nicht viel besser ist, als das beschriebene, alte Modell. Aber warten wir ab. Auf jeden Fall macht der neue Maßstab einen Umbau aber nicht leichter. Aber für Rat und Tat stehe ich Euch natürlich zur Verfügung!

Bild 22

Bild 22: Mehr ist vom Anschluss der Stromversorgung für die Beleuchtung des Modells nicht zu sehen.

Bild 23

Bild 23: Das Ergebnis unserer Titanic bei Nacht. Erinnert an die Nachtaufnahme von  Cherbourg am 10.April 1912

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