RMS Titanic. Made in the Midlands

Autor: Andrew P. B. Lound
Verlag:
The History Press 2017
Umfang:
239 Seiten
zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen und Fotos
ISBN:
9780750967051
Preis:
£ 17.99

Inspiriert von Charles Haas´ Buchrezension in der aktuellen Voyage 101 bestellte ich mir voller Erwartung sofort dieses Buch über die Titanic „Made in the Midlands“. Ich wurde nicht enttäuscht.
Der Autor Andrew P. B. Lound, früherer Kurator des inzwischen geschlossenen Avery Historical Museums, entwickelt einen ganz anderen Blick auf die Titanic, anders als die vielen anderen Bücher zum Thema. Im Mittelpunkt steht die britische Region „Midlands“, die sich rund um Birmingham erstreckt, auch „Black Country“ genannt.
Es war bekannt, dass viele Ausrüstungsgegenstände der Titanic aus den Midlands, England, kamen. Die Titanic mag in Belfast gebaut, in Liverpool registriert worden sein und von Southampton ihre Jungfernfahrt begonnen haben, aber über 70 % der Ausrüstung stammten aus den Midlands, was der Forscher Lound recherchiert, basierend auf Dokumenten aus Archiven, privaten Sammlungen und anderen Quellen.
Am bekanntesten ist wohl, dass der zentrale Anker der Titanic von Hingley & Son in Netherton geliefert wurde. 20 Pferde wurden benötigt, um den 15,75 Tonnen schweren Anker zum Bahnhof zu transportieren. Aber Anker und Ankerketten von Hingley, Netherton, waren nicht die einzigen Güter, die für die Ausstattung der Titanic benötigt wurden. In Birmingham und dem Umland wurden sehr viele Einzelteile aus Bronze hergestellt: Betten, Lampen, Aufzüge, Kompasse, Haken, Griffe, Badzubehör und viele andere Gegenstände aus Bronze.
Nach dem Kapitel „Fitting out“ zeigt der Autor alle Gegenstände aus Glas, Porzellan und Metall auf („Crystal, China and Plate“) – ebenfalls aus der Region um Birmingham. Erwähnt werden die bekannten Firmen wie Elkington, Stuart Crystal, Royal Crown Derby, Spode, Minton… Sehr beeindruckend sind die zahlreichen Abbildungen, Fotos, Werbeanzeigen aus alten Firmenkatalogen, die an die Abbildungen aus dem „Shipbuilder“ erinnern. Selbst die Uniformknöpfe, Abzeichen, Pfeifen, Megafone und sogar der Revolver wurden in den Midlands produziert. Der Autor setzt die historischen Abbildungen und Fotos jeweils an das Kapitelende.
Die folgenden Kapitel sind sehr außergewöhnlich. Der Autor bezieht über die Einrichtungs-Gegenstände hinaus auch die Crew und Passagiere mit ein, die aus den Midlands stammten und beschreibt kurz deren Biografie, darunter E.J. Smith, die Stewardess Kate Elizabeth Smith, John Wesley Woodward. Bei den Passagieren aus den Midlands erwähnt Lound alle Klassen, z.B. das Ehepaar Cavendish, Mathilde und Leopold Weisz, Kate Phillips und Henry Morley sowie die Brüder Davies und verfolgt ihr Schicksal während des Unglücks und auch danach.
Ein interessantes, gelungenes Buch, das die in den Midlands hergestellten Dinge mit den Menschen dieser Region (Crew und Passagiere) an Bord verbindet – eine etwas ungewöhnliche, aber sehr bemerkenswerte Sichtweise des Themas „Titanic“.
GS, Navigator Nr. 80