Sincerely Harry

The Letters of Henry Tingle Wilde, Titanic’s Chief Officer

 

Autor: Michael Beatty
Verlag: Lulu.com, 2017
Umfang: 85 Seiten
11 Schwarz-Weiß-Abbildungen von Briefen
ISBN:
978-1-365-56099-7
Preis: 12,50 € (bei lulu.com, zuletzt geprüft am 24.03.2018)

In diesem Buch erfahren wir nicht nur einiges über Wildes maritime Laufbahn, sondern überwiegend über seine persönlichen Angelegenheiten anhand von Privatbriefen an seine Familie. Allzu viel ist nicht über Chief Officer Henry Tingle Wilde bekannt, außer, dass er am 21. September 1872 in Bradfield, South Yorkshire, geboren ist, in der Liverpool-Gegend aufwuchs und schon früh eine Karriere zur See erstrebte. Wir wissen auch, dass Officer Wilde für mehrere Reedereien tätig war, ab 1897 für die White Star Line.

Schon 1902 hatte Wilde es als First Officer der S.S. Persic geschafft, 1908 wurde er Chief Officer der S.S. Canopic, 1909 war er auf der S.S. Cedric. Nach einem Training diente Wilde 1911  kurze Zeit als Chief Officer an Bord der S.S. Megantic (März), danach auf der S.S. Zeeland (April) und der R.M.S. Teutonic (Mai). Bereits im Juni/Juli 1911 begann die Zusammenarbeit mit Kapitän E.L. Smith als Chief Officer an Bord der R.M.S. Olympic, der ihn auch auf die R.M.S. Titanic holte.

Es ist ein großer Verdienst von Michael Beatty, durch die Veröffentlichung seiner gesammelten Briefe einiges zum Verständnis des relativ wenig beachteten Chief Officers der Titanic beigetragen zu haben. Über die private Seite von Henry Tingle Wilde wussten wir bisher recht wenig. 2012 veröffentlichte ein Enkel von ihm die bemerkenswerte Sammlung von Briefen, Fotos und Artefakten aus Wildes Nachlass. Der Autor Michael Beatty konnte 28 der 43 Briefe erwerben und lässt den Leser daran teilhaben.

Bei diesen 28 Briefen handelt es sich um einen frühen Brief an seine spätere Frau Pollie und  zwei an seine Tochter Jennie. Fast alle anderen sind an Wildes Schwägerin Annie (Schwester von Pollie) und deren Ehemann Owen gerichtet. Alle Briefe sind wörtlich abgedruckt, 11 davon in Faksimile. Meistens enden Wildes Briefe mit „Sincerely Harry”.

In allen Briefen lernen wir einen sehr sensiblen „Harry” Wilde kennen, der sich aus der Ferne um seinen kranken Schwiegervater sorgt und sehr bedauert, dass er sich nicht mehr um seine Familie kümmern kann, da er auf entfernten Routen eingesetzt ist. Er bedankt sich für die Unterstützung seiner Schwester Ada durch Annie und Owen. Fast in jedem seiner häufig und in sehr korrekter Handschrift verfassten Briefe entschuldigt er sich wegen mangelnder Neuigkeiten. 

Die letzten 10 Briefe von Wilde zeugen von seiner großen Trauer um seine früh verstorbene Frau Pollie, die ihn kurz nach den ebenfalls verstorbenen, neugeborenen Zwillingen schon 1910 verlassen musste. Der Verlust seiner geliebten Frau und der 2 Babies schmerzten ihn sehr. Seine verbleibenden Kinder wurden von der Schwägerin Annie aufgezogen.

Wildes Briefe zeugen von großer Sensibilität, Fürsorge und Sorge und von seinem großen Leid wegen des tragischen Verlustes seiner Frau. Den als letzten abgedruckten Brief schrieb Wilde am 11. April 1912 an seine Tochter Jennie von Bord der Titanic, worin er die Titanic als „very fine ship” bezeichnet. Ein beachtlicher Einblick in Wildes Privatleben.

GS, Navigator Nr. 81