Einführung in den Modellbau
von Wolfgang Skudlarek
Modellbausätze aus Kunststoff kamen nach dem Zeiten Weltkrieg aus den Vereinigten Staaten zu uns und erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit, lassen sich doch Modelle aller Sparten (vom Wikingerschiff bis hin zum Raumkreuzer Perry Rhodans) ins heimische Wohnzimmer holen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Während Modelle im Eigenbau immer extrem zeitaufwendig sind (oft Jahre), ein hohes Maß an handwerklichem Geschick und natürlich das richtige Equipment erfordern (Hobbyraum, Werkzeuge aller Art), lassen sich diese Modelle mit relativ wenig Aufwand, wenigem Werkzeug und nur mittlerem handwerklichem Geschick am Wohnzimmertisch zusammenbauen. Natürlich müssen da Kompromisse eingegangen werden, und da setzt die nicht immer gerechtfertigte Kritik an solchen Bausätzen an. Aber man ist diesen Bausätzen nicht hilflos ausgeliefert: Die echten Profis verwenden nur noch die großen Teile (wie Schiffsrümpfe und Aufbauten), der Rest wird durch Eigenbau ersetzt. Treppen, Relingteile, Gitter, Maste und Kräne sind fast immer die Schwachstellen, weil die Fertigungstechnik durch kaufmännische Vorgaben Grenzen gesetzt bekommt. Die Bausätze dürfen einfach nicht zu teuer werden, sollen sie am Markt bestehen. Was man also aus einem Modell macht, liegt an jedem selbst, an seinen Fertigkeiten an seiner Kreativität, an seinen Möglichkeiten. Und genau dabei soll Euch diese Rubrik helfen, wenn ihr ein Karton in der Hand habt und vielleicht manchmal etwas ratlos vor den Versprechungen der Verpackung steht.
Zuerst braucht man eine Grundausstattung, die für alle Modelle parat sein sollte:
- Polystyrol-Kleber
- Bastelmesser mit verschiedenen Klingen
- mindestens vier bis fünf Pinsel (weich, rund, beginnend mit Größe 00)
- verschiedene Pinzetten
- kleiner Seitenschneider oder kleine Schere
- Klebeband
- Wäscheklammern
- Gummibänder
- Reinigungsbenzin
- Unterlage aus Holz oder Pappe
Dazu passend für jedes Modell die individuellen Farben. Die Firmen REVELL oder AIRFIX warten mit einer eigenen Farbpalette auf (REVELL und HUMBROL). Ziffern in der Bauanleitung erlauben die einfache Auswahl aus dem Regalständer. Dabei ist immer zu beachten, dass auf der Aussenseite der Verpackung nur die Grundfarben angegeben sind, die tatsächlich benötigte Anzahl ist doppelt oder dreimal so hoch. Dazu muss die Verpackung allerdings geöffnet werden (geht meist erst beim oder nach dem Kauf). Die in der Montageanleitung angegebenen Farbvorschläge sind im Allgemeinen sehr gut und können ohne weitere Recherche genutzt werden. Bei Bausätzen ohne genaue Farbvorgabe kommt man natürlich ohne eigene Recherche nicht aus.
Vor der Kaufentscheidung stellen wir uns folgende Fragen:
- Wie ist die Qualität?
- Ist das Modell authentisch?
- Schaffe ich den Zusammenbau mit befriedigendem Ergebnis?
Wenn ich mein ”Traum-Modell” in den Händen halte, erübrigen sich diese Fragen möglicherweise, ich bin ja froh, dass ich es vor mir habe, aber dennoch möchte ich auf diese Fragen eingehen.
Die Qualität, damit ist die Ausführung des Bausatzes (die Passgenauigkeit der Teile, die Detailfülle) gemeint, ist zwischen den Herstellern und manchmal innerhalb eines Herstellers stark schwankend. Ein relativ hoher Preis für ein relativ kleines Modell kann ein Indikator für ein qualitativ hochwertiges Modell sein.
Der genaue Blick auf die Verpackung verrät auch einiges: Oft fotografieren die Hersteller ihre Modelle, und die sind meistens auf den Verpackungsseiten abgedruckt. Passen die Teile oder tun sich da Lücken auf? Wie ist die Ausführung der filigranen Teile? Man glaubt nicht, was da so alles für Macken abfotografiert sind. Ein solches Modell muss deshalb nicht durchfallen, aber auf alle Fälle bedeutet es bei der Montage deutlich mehr Aufwand.
Viele Hersteller stufen ihre Modelle nach Schwierigkeitsgraden ein, unterstellt wird in allen Fällen natürlich eine Mindestmaß an Erfahrung. Unerfahrene Modellbaufreunde sollten demnach mit kleine Stufen beginnen, um frühe Enttäuschungen zu vermeiden. Oft werden auch Altersangaben abgedruckt (”geeignet ab…”), gemeint ist allerdings nur der Schwierigkeitsgrad der Montage, nicht der Bemalung, und da erst scheidet sich die Spreu vom Weizen.
Der Grad der Authenzität ist letztendlich weniger relevant, da, wie ich bereits angedeutet habe, jedem selbst überlassen ist, was er (oder natürlich sie) aus dem Modell macht. Wer eine Modellbauausstellung besuchen kann, wird staunen, was so alles aus einem normalen Plastikbausatz gezaubert worden ist!