Titanic – Blood and Steel
Es gibt ja einige Verfilmungen über den Untergang eines der berühmtesten Schiffe der Welt. Nicht zuletzt James Camerons Mammut-Projekt verschaffte der „Titanic“ erneut ein Denkmal. Aber keiner dieser Filme zeigt die Entstehung dieses gigantischen Passagierschiffes. Doch mit seiner Miniserie „Titanic: Blood And Steel“ schafft Regisseur Ciarán Donnelly Abhilfe und schließt diese Lücke (zumindest in filmischer Hinsicht). Und das macht er richtig gut. Geradezu auf hypnotische Weise werden hier historische Ereignisse und eine fiktive Lebensgeschichte miteinander verwoben. Die historischen Begebenheiten betreffen nicht nur den Bau der Titanic, sondern spiegeln auch ein sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Gesellschaft und der sozialen und politischen Entwicklungen wider. Es dauert nicht lange, bis man mit den Personen „warm“ wird und sie ins Herz schließt – oder auch nicht.
Auf beeindruckende Weise nimmt man an den Bauarbeiten des damals größten Schiffes teil und leidet mit den Protagonisten.
Schauspielerisch kann der überaus sympathische Kevin Zegers zusammen mit Alessandra Mastronardi, Derek Jakobi und Massimo Ghini vollends überzeugen. Zeger wirkt zusammen mit Mastronardi sehr natürlich und man glaubt den beiden in jeder Szene, dass sie sich lieben. Jacobi als Lord Pirrie ist rein äußerlich schon absolut toll getroffen und zusammen mit seinem hervorragenden Schauspiel haucht der Brite der historischen Person Leben ein. Massimo Ghini überzeugt als fikiver Charakter in seiner Rolle als treusorgender, aber auch launischer Vater derart, dass man meinen könnte, auch ihn hätte es in Wirklichkeit gegeben. Liam Cunningham hätte als Gewerkschaftsanführer eine größere Rolle verdient, denn seine charismatischen Auftritte in (leider) nur 5 Folgen bleiben dennoch im Gedächtnis haften. Insgesamt ist die zwölfteilige Miniserie schauspielerisch hervorragend besetzt und kann auf hohem Niveau unterhalten.
Sicherlich tauchen für den eingefleischten Titanic-Fan einige Fehler auf, die aber dem Normalzuseher verschlossen bleiben. Ciarán Donnelly zeichnet anschaulich das Bild einer zerissenen Stadt (Belfast), in der sich jede Menge Konflikte abspielen. Politische Unruhen und religiöse Konflikte werden vor dem Hintergrund tragischer Liebesgeschichten und dem Bau der „Titanic“ behandelt und lassen in keiner Folge Langeweile aufkommen. Auch wenn das Happy End am Ende doch nicht wirklich happy ist, so hat Donnelly aus meiner Sicht eine sehr elegante und vor allem befriedigende Lösung geschaffen, die irgendwie ein wenig Hoffnung verspüren lässt, obwohl jeder weiß, was mit der „Titanic“ auf ihrer Jungfernfahrt geschehen ist.
„Titanic: Blood And Steel“ ist ein Muß für Titanic-Fans und eine unbedingte Empfehlung für Freunde niveauvoller Serien. Am Ende ist man traurig und hätte den Protagonisten gut und gerne noch einmal genauso lange zugesehen.
Erwähnenswert ist die geniale Musikuntermalung von Komponist Maurizio De Angelis, der nicht nur mit der Titelmelodie einen unvergleichlichen Ohrwurm komponiert hat. Sein Soundtrack ist unglaublich emotional und wunderschön.
Fazit: Hervorragende Miniserie über den Bau der „Titanic“, die zwar einige kleine historische Fehler aufweist, dafür aber mit beeindruckenden Schauspielerleistungen punktet. Für Titanic-Fans ein Muß.
©2015 Wolfgang Brunner (https://filmbesprechungen.wordpress.com/2016/01/14/titanic-blood-and-steel-2012/)