Titanic. Das Schiff – Der Untergang – Die Legenden

Autor: Linda Maria Koldau
Umfang: 303 Seiten
47 Abbildungen, gebunden
ISBN:
9783406624247
Preis:
€ 19,95

Mit diesem Buch haben wir mal wieder von einer deutschen Autorin ein Werk, das sich mit der Titanic befasst. Um es gleich vorweg zu sagen: Das Buch ist im Großen und Ganzen recht gut gemacht, jedoch mit einigen Schönheitsfehlern. Das Buch bietet eine generelle Darstellung der Geschichte der Titanic. Die Autorin hat durch Recherche in vielen anderen Titanic-Büchern aus dem In- & Ausland die wesentlichen Fakten zusammengetragen und für ihr Buch verwendet. Da von ihr die gängigen Titanic-Bücher verwendet wurden, ist am Grundgerüst der Geschichtserzählung erst mal nicht zu rütteln. Die eine oder andere Stelle wirkt wie abgeschrieben, selbst manche Kapitelüberschriften erinnern stark an uns hinlänglich bekannte Titanic-Bücher. Leider fehlen jedoch durchgehend Quellenangaben. Da dieses Buch jedoch für die breite Masse angelegt ist und keinem wissenschaftlichen Standard entsprechend soll, ist dieser Punkt zu übergehen. Man merkt allerdings anhand des Inhalts schon, welches Buch zitiert wird. So sind Angaben über die Qualitäten des Ersten Offiziers Murdoch ganz offensichtlich aus den Büchern von Susanne Störmer entnommen worden. Auffälligerweise wird der Vorname des Sechsten Offiziers Moody mit „James Pell“ angegeben. Ein Gegencheck in den gängigen Büchern zeigt jedoch schnell, dass der Sechste Offizier „James Paul“ hieß. Nur ein Buch führt den Vornamen „Pell“ und das ist von D. Bristow. Da sich die Autorin nicht mit dem Thema Titanic in der Tiefe auskennt, sind die Schwerpunkte etwas unglücklich gesetzt worden. So bezieht sich Koldau auf die Autorin Bristow und führt an, dass es zwischen dem Funker der Titanic und der Frankfurt Konkurrenzdenken gab und die Hilfe der Frankfurt bewusst abgelehnt wurde. Zudem sei hier auch der Aspekt eines „Bergelohns“ zu berücksichtigen, die die White Star Line hätte zahlen müssen. Mit ihrem Buch „Sinking the Myths“ hat D. Bristow bereits diese Aspekte angeführt, welche allerdings nie von der Fachszene diskutiert wurden, da sie abtrünnig sind. Bristows Buch hatte bislang wohl mit Recht keine große Beachtung in der Szene gefunden. Fehlerhaft ist auch die Information, im White Swan Hotel sei der Speisesaal der Olympic zu besichtigen (in Wahrheit sind es Teile der Lounge). Gewiss sind das Kleinigkeiten, jedoch wären diese Ungenauigkeiten leicht zu vermeiden gewesen, wenn etwas gründlicher in anderen Büchern gegengeprüft worden wäre.
Skandalös erscheint die mir bis dahin bei Büchern völlig unbekannte Art der Bilder-Zitate. Statt sich selbst um Illustrationen zu kümmern, verwendete Koldau einfach Bilder aus gängigen Titanic-Büchern und gab als Quellenangaben am Ende das Buch an, aus welchem es entnommen wurde. Diese Art und Weise des Bild-Zitats ist in wissenschaftlichen Arbeiten und internen Arbeiten an Universitäten und Fachhochschulen durchaus üblich – nicht aber in einem für die Öffentlichkeit bestimmten Buch. Warum sich der Verlag auf dieses riskante Unterfangen, bei dem nun Klagen der Bildrechteinhaber drohen, eingelassen hat, ist mir unklar.
Zusammenfassend muss man aber sagen, dass die Autorin mit diesem Buch für die breite Masse die Geschichte der Titanic gut darstellt. Es bietet kurzweiliges Lesevergnügen und auch die Darstellung der Titanic in verschiedenen Filmen ist gut gemacht. Fazit: Für den Experten nichts Neues und lediglich eine erfrischende Aufbereitung des Themas. Für den Laien ein erstes Buch zur Annäherung an die Thematik.
DK, Navigator Nr. 58