Titanic Imposters

Autor: Kyrila Scully
Umfang:
ca. 200 Seiten
2 Illustrationen
ISBN:
9781530652594
Preis:
£ 13,32

Unter „Titanic Imposters“ hatte ich mir zunächst etwas Anderes vorgestellt – hatte ich doch den interessanten Vortrag von John Balls („The Norfolk Survivors“) auf der Internationalen Convention 2015 in Belfast im Hinterkopf, in dem er über tatsächliche Passagiere und Crewmitglieder der Titanic berichtete, die z. B. unter falschem Namen reisten.
Die anerkannte Historikerin und Autorin Kyrila Scully jedoch beschäftigt sich ausführlich nur mit Schwindlern und Betrügern, die vortäuschten, auf der Titanic gewesen zu sein. Ein sehr interessanter Aspekt, den sich bisher noch keiner vorgenommen hatte. In umfangreicher Recherche trug die Autorin Daten und Berichte aus alten und neueren Zeitungen, Titanic-Foren (z.B. aus encyclopedia titanica-Gruppen) und vielen anderen Medien zusammen.
Die Anzahl der in ihrem Buch aufgeführten Betrüger beträgt 7.000! Wie auch der Historiker George Behe im Vorwort schreibt, kommt dieses Phänomen auch bei anderen, historisch bedeutsamen Ereignissen vor, dass Menschen vorgeben, dabei gewesen zu sein und überlebt zu haben, um auch einmal im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.
Mit großer Akribie trägt Kyrila Scully alles zusammen, dessen sie mit Hilfe zahlreicher Historiker wie George Behe, Don Lynch, Peter Engberg, Geoff Whitfield, Phil Hind, Oliver Mendez und etlichen anderen habhaft werden konnte. Auch Susanne Störmers Beitrag zu den deutschen Schwindlern finden wir in diesem Buch; auch Hermann Söldner wird erwähnt.
Die Namen der Personen, die behaupteten, auf der Titanic gewesen zu sein, wurden alphabetisch geordnet – leider ohne Seitenangaben. Die erwähnten 7.000 Betrüger stammen aus aller Herren Länder – aus ganz Europa und Nordamerika. Alleine aus Deutschland werden 8 Männer aufgeführt, die angeblich auf der Titanic waren. Susanne Störmer schreibt etwas zu Max Ditmar Pittmann, H. Hesse, Friedrich Zirn und Emil Pfennig, die alle vorgaben, Crewmitglieder gewesen zu sein.
Sehr viele „Imposters“ behaupteten, Heizer, Bäcker, Koch, Steward, Matrose, sogar Zahlmeister, Offizier, Ingenieur oder Lookout gewesen zu sein, manche als „blinde Passagiere“. Wie Kyrila Scully schreibt, sind die Motive dieser Schwindler, die auf keiner Passagier- oder Crew-Liste stehen, recht ähnlich: Geltungsbedürfnis, Wunsch, interviewt zu werden, sich möglicher Haft zu entziehen und andere. Manche fühlen sich gar als Reinkarnation z.B. von Thomas Andrews.
Der überwiegende Teil der Meldungen von Schwindlern dieser Art stammt aus den Jahren 1912, 1913, 1914; aber auch später erschienen Nachrufe auf Personen, die angeblich auf der Titanic gewesen waren. Deren Anzahl nahm noch einmal bei den Titanic-Verfilmungen von „A Night to Remember“ und „Titanic“ von 1953 zu.
Ein interessantes Buch!
GS, Navigator Nr. 75