Die Carpathia der Cunard Line

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Die Carpathia war ein Schiff der Cunard Line, das kein echtes Schwesterschiff hatte. Am 6. August 1902 lief sie bei der Werft Swan & Hunter, Wallsend-on-Tyne, vom Stapel. Damit hat sie die gleiche Bauwerft wie die Mauretania, die von 1904 – 1907 gebaut wurde.

Die Carpathia hatte einen Rauminhalt von 13.555 BRT und gehörte damit bei ihrer Indienststellung zu den größten Schiffen der Welt – in der Flotte der Cunard Line waren damals nur die Ivernia (1900) und Saxonia (1900) mit 14.250 BRT größer. Die damaligen Expressdampfer Campania (1893) und Lucania (1893) waren mit 12.900 BRT kleiner als die Carpathia.

Weitere Größenmerkmale der Carpathia:
164,58m lang, 19,65m breit, 1 Schornstein, 4 Masten, 2 Schrauben, die von 8 Zylinder 3fach Expansionsdampfmaschinen angetrieben wurden. Die Dienstgeschwindigkeit der Carpathia betrug 14 Knoten.

Die Carpathia war konzipiert als Auswandererschiff und wurde besonders im Mittelmeerdienst der Cunard Line zwischen New York und Fiume (heute Rijeka) mit den Zwischenhäfen Gibraltar, Genua, Neapel und Triest eingesetzt. Doch auch auf der Nordatlantiktroute von Liverpool nach New York war sie anzutreffen.

Die Passagierkapazität der Carpathia bei der Indienststellung war:
1. Klasse: 0
2. Klasse: 204
3. Klasse: 1500

Doch schon 1905 wurde die Carpathia umgebaut und es ergab sich folgende Passagierkapazität:
1. Klasse:
100
2. Klasse: 200
3. Klasse: 2250

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Am 11. April 1912 legte die Carpathia in New York zu einer weiteren Fahrt ins Mittelmeer ab. Sie war nicht voll ausgebucht, in der 3. Klasse waren viele Plätze frei geblieben. Und dieser Platz wurde schon bald ganz unerwartet benötigt. Denn der Funker der Carpathia, der kurz davor stand, seine Schicht vom 14. April 1912 zu beenden, hörte die Notrufe der Titanic. Nachdem der Kapitän der Carpathia, Arthur Henry Rostron, informiert wurde, entschied dieser sofort, dem Havaristen zur Hilfe zu eilen.

Die Carpathia war als erstes Schiff bei den Rettungsbooten der Titanic. Die Vorbereitung des Schiffes auf die anstehenden Rettungsarbeiten während der Fahrt durch das Eisfeld zur Notrufposition gelten bis heute als Meisterstück der Seefahrtskunst. Kapitän Rostron hatte an alles gedacht. Die Schiffbrüchigen der Titanic stellten immer wieder heraus, wie gut organisiert alles an Bord der Carpathia für ihre Aufnahme war und wie gut sie versorgt und umsorgt wurden.

Die Carpathia kehrte nach Aufnahme der Schiffbrüchigen nach New York zurück, obwohl das eine Verspätung in ihrem Fahrplan bedeutete. Doch es bedeutete für die Schiffbrüchigen das geringste Leid und für die Carpathia die geringste Gefahr.

In New York wurde das Schiff mit den Überlebenden von Zehntausenden schweigend empfangen. Nach der Aussage von Kapitän Rostron vor dem amerikanischen Untersuchungsausschuss nahm die Carpathia ihre Fahrt ins Mittelmeer wieder auf. Schiff und Besatzung wurden in jedem Hafen, der angelaufen wurde, von der Bevölkerung gefeiert.

Die Carpathia fuhr auch im 1. Weltkrieg weiter im Liniendienst – bis 1915 im Mittelmeerdienst und ab dann von Liverpool aus nach New York und Boston.

Am 17. Juli 1918 wurde die Carpathia von zwei Torpedos, die von einem deutschen U-Boot abgeschossen wurden, getroffen, als sie in einem Konvoi unterwegs war und sich etwa 120sm westlich von Fastnet Rock befand. Die Carpathia sank in rund 1 Stunden 45 Minuten. Ein dritter Torpedo traf das Schiff, als die Rettungsboote besetzt wurden, doch ein britischer Zerstörer konnte das deutsche U-Boot verjagen und nahm die Schiffbrüchigen auf. Fünf Menschen kamen bereits bei den ersten Torpedoeinschlägen ums Leben. Die übrigen 275 Personen an Bord, darunter 57 Passagiere, überlebten.

Das Wrack der Carpathia wurde im Jahr 2000 entdeckt und gehört heute Premier Exhibitions, denen auch die von der Titanic geborgenen Artefakte gehören.

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