Das Titanic-Bordbuch

Autor: John Blake (Übersetzung von Klaus Neumann)
Verlag: Delius Klasing 2017
Umfang: 128 Seiten
zahlreiche Abbildungen
ISBN:
9783667110794
Preis:
14,90€

Bei diesem im Oktober 2017 erschienenen Büchlein handelt es sich um die deutsche Übersetzung des bereits im Oktober 2011 veröffentlichten Titels „The Titanic Pocketbook: A Passenger‘s Guide“. Der Autor John Blake ist ehemaliger Offizier der Royal Navy und veröffentliche schon mehrere seehistorische Bücher. Für die wirklich gut gelungene deutsche Übersetzung zeichnet sich der Hamburger Diplom-Ingenieur Klaus Neumann verantwortlich.

Das Buch ist eine fiktive Handreichung für Passagiere, die nicht vom bekannten Ende der Schiffsreise ausgeht, sondern von deren Anfang. Es soll den Reisenden die Überfahrt von Southampton nach New York schmackhaft machen. Dabei bedient es sich einer Fülle historischer Dokumente, von den Bauplänen und der Ausstattung des Schiffes bis zum Werbematerial von damals.

Die ersten beiden Abschnitte befassen sich mit der Konstruktion, dem Bau und Stapellauf des Schiffes, der dritte im Detail mit den Passagiereinrichtungen. Dazu gehören auch die (leider leicht fehlerhaften) Passagierlisten, Speisekarten und Reiseinformationen der ersten und zweiten Klasse. (Letztere sind Besitzern der „Titanic Collection“ aus dem Heyne-Verlag bekannt, der diese Informationen in Form eines weißen Heftchens ebenfalls beiliegen.) Mit dem heutigen Wissen besonders interessant ist der vierte Abschnitt, der Informationen über die Navigations- und Sicherheitseinrichtungen an Bord beinhaltet.

Für eingefleischte „Titanicer“ enthält das Buch zwar nicht wirklich Neues, jedoch ist die Herangehensweise, viele Informationen wie für einen Passagier unterhaltsam aufzubereiten statt nüchtern Fakten aneinanderzureihen, höchst interessant. Dadurch gelingt es dem Autor, den Leser ins Jahr 1912 zu versetzen und steckt ihn fast mit der begeisterten Publicity, die er der White Star zuschreibt, um ihr neues Flaggschiff zu bewerben, an. Immer wieder gibt es kleine Exkurse. So erfährt man beispielsweise auch etwas über die „Mitreisenden“ und deren sozialer Stellung und Ansprüchen an Komfort und Exklusivität.

Wenn es dem Leser gelingt, sich auf das Experiment einer kleinen Zeitreise einzulassen und er dabei vergisst, dass er das plötzliche Ende der Reise bereits kennt, bietet das Buch neben einer ordentlichen Zusammenstellung von Informationen über die Titanic durch die Brille eines Passagiers garantiert ein spannendes und unterhaltsames Leseerlebnis. Dieses wird nur ab und zu etwas beeinträchtigt, weil sich ein paar Ungereimtheiten oder kleine Fehler eingeschlichen haben. Nichts desto trotz empfehle ich das Buch ausdrücklich.
MFP, Der Navigator Nr. 80